Anleihe über 1,6 Mrd. Euro

Lufthansa schüttelt KfW-Kredit ab

Lufthansa ist erneut an den Bondmarkt gegangen und sammelt 1,6 Mrd. Euro ein. Damit kann der KfW-Kredit über 1 Mrd. Euro komplett getilgt werden

Lufthansa schüttelt KfW-Kredit ab

hei Frankfurt

Die Deutsche Lufthansa hat mit einer neuen Anleihe über zwei Tranchen insgesamt 1,6 Mrd. Euro aufgenommen und so ihr Finanzierungsprofil weiter verbessert. Wie der mit einem rund 9 Mrd. Euro schweren staatlichen Rettungspaket stabilisierte Konzern mitteilt, wurden 750 Mill. Euro mit einer vierjährigen Laufzeit bis Februar 2025 zu einem jährlichen Zinssatz von 2,875% platziert. Weitere 850 Mill. Euro haben eine Laufzeit bis Februar 2028, verzinst mit 3,75%.

Damit hat die Fluggesellschaft, deren Geschäft infolge der Corona-Pandemie dramatisch eingebrochen ist, die Refinanzierung aller Fälligkeiten für das laufende Jahr sichergestellt, heißt es in einer Mitteilung. Diese belaufen sich auf 2,6 Mrd. Euro. Im Vorjahr hatte die Lufthansa dazu mit verschiedenen Finanzierungsinstrumenten bereits 2,1 Mrd. Euro am Markt aufgenommen, und zwar durch eine Wandelanleihe über 600 Mill. Euro, einen Bond über 1,5 Mrd. Euro sowie flugzeugbesicherte Kredite über 500 Mill. Euro. Die Konditionen waren durchweg sehr günstig und spiegeln den Rückhalt des Staates. Der irische Billigflieger Ryanair zieht in Europa gegen die Staatshilfen für die Lufthansa vor Gericht, weil er sie als diskriminierend und wettbewerbsverzerrend ansieht.

Der neuerliche Mittelzufluss verschafft der Airline den Spielraum, einen KfW-Kredit über 1 Mrd. Euro vollständig abzulösen. Dieser war in einer Bandbreite zwischen 2,75% und 4,75% jährlich zu verzinsen, abhängig vom Fremdkapitalrating der Lufthansa. S&P hatte zuletzt im November das Rating für den Konzern auf „BB–“ gesenkt, mit negativem Ausblick. Obwohl die Zinsen für die neue Anleihe nun im Rahmen der KfW-Zinsspanne variieren, betont die Lufthansa, dass sie ihre Finanzierungskosten insgesamt gesenkt hat. Wichtig ist für das Unternehmen allerdings auch, dass die bei der KfW verpfändeten Flugzeuge ausgelöst werden können und somit wieder in der Verfügung der Lufthansa stehen.

Das Unternehmen hatte zuletzt angekündigt, demnächst noch verstärkt mit Flugzeugfinanzierungen operieren zu wollen. Konzernchef Carsten Spohr hatte aber ohnehin nie einen Zweifel daran gelassen, dass er alles daransetzen wollte, die Staatshilfen so schnell wie möglich wieder zurückzuzahlen, um die volle unternehmerische Handlungsfreiheit zurückzugewinnen. Das Rettungspaket aus staatlich besicherten Krediten und stillen Einlagen (sowie einer Kapitalbeteiligung) ist nicht nur mit satten steigenden Zinsen, sondern darüber hinaus mit Auflagen versehen. Sie betreffen unter anderem die Managementvergütung und die Dividende.

Bis zum 30. September hatte die Lufthansa insgesamt 2,7 Mrd. Euro der Staatsmittel gezogen, darunter den Kredit der KfW sowie 1 Mrd. Euro aus der sogenannten stillen Beteiligung II. Nicht beansprucht wurde der Mitteilung zufolge bisher die stille Beteiligung I, die insgesamt über 4,5 Mrd. Euro bereitstellt und die nach IFRS das Eigenkapital der Gesellschaft stärken wird. Allerdings geht die Lufthansa angesichts des nach wie vor äußerst schwierigen Geschäftsumfelds davon aus, dass eine Inanspruchnahme weiterer Elemente des Stabilisierungspakets „wahrscheinlich“ ist.

Insbesondere in den Wintermonaten dürfte angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen und zahlreicher Reisebeschränkungen die Mittelverbrennung nochmals etwas angeschwollen sein.

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