BBVA wird Übernahme-Angebot für Sabadell aufstocken müssen
Bankübernahme
BBVA wird mehr zahlen müssen
Von Thilo Schäfer
Der Aufsichtsrat von Banco Sabadell hat gute Gründe dafür, das feindliche Kaufangebot von BBVA abzulehnen. Das katalanische Geldinstitut ist heute deutlich mehr wert als im Mai 2024, als die Großbank erstmals eine ungewünschte Offerte unterbreitete. Das bezeugt auch die Entwicklung an der Börse in den vergangenen Monaten.
Doch hält BBVA stur am ursprünglichen Preis fest, obwohl dieser rund 10% unter dem aktuellen Börsenkurs von Sabadell liegt. Der BBVA-Vorsitzende Carlos Torres weigert sich weiter strikt, das Angebot aufzubessern. Daszu bleibt bis Ende des Monats Zeit. Spaniens zweitgrößte Bank baut offenbar darauf, die Sabadell-Aktionäre mit den strategischen Aspekten einer Übernahme überzeugen zu können. In Europa bräuchte es größere und stärkere Banken, um international mithalten zu können, so die Botschaft von Torres.
Sabadell sieht in der geografischen Aufstellung des Rivalen einen Schwachpunkt. „BBVA ist eine großartige Bank, aber eben keine europäische Bank“, stichelte der Vorsitzende von Sabadell, Josep Oliu. Die Großbank erzielt zwei Drittel ihres Gewinns in Wachstumsmärkten, darunter Argentinien und Türkei, die unter Hyperinflation leiden. Das katalanische Kreditinstitut ist dagegen fast nur auf den Heimatmarkt konzentriert.
Spanien sticht derzeit mit einer robusten Konjunktur und einer anhaltend hohen Nachfrage nach Krediten hervor, und das in einem für Banken positiven Zinsumfeld in der Eurozone. Diese Stabilität wird derzeit an der Börse honoriert. Doch kann sich das Bild irgendwann auch wieder ändern. In den Krisenjahren wurden spanische Banken wegen ihrer großen Abhängigkeit vom lahmenden Retailgeschäft daheim abgestraft.
Dagegen haben Länder wie Mexiko, wo BBVA die Nummer Eins ist, unbestreitbar ein höheres Wachstumspotential für den Finanzsektor. Man darf allerdings bezweifeln, ob sich die 200.000 Aktionäre von Sabadell von solch langfristigen Überlegungen bei der Entscheidung über einen Verkauf ihrer Anteile leiten lassen. Am Ende wird es vor allem auf den Preis ankommen. Das weiß man auch bei BBVA.