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Bondkaufprogramm in weiter Ferne – noch!

EZB-Direktorin Isabel Schnabel sieht keine kurzfristig auftretenden Bondkaufprogramme der Zentralbank. Aber die Situation kann 2026 drehen.

Bondkaufprogramm in weiter Ferne – noch!

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist nach Aussagen von EZB-Direktorin Isabel Schnabel gegenwärtig noch weit davon entfernt, wieder Anleihekaufprogramme zu starten, um das Finanzsystem mit Liquidität zu unterstützen. Zunächst müsste laut Schnabel die Notenbank einen Großteil der Anleihen abbauen, die sie im Laufe eines Jahrzehnts lockerer Geldpolitik gekauft hat.

Schnabel ist ohne Weiteres Recht zu geben. Auf kurze Sicht ist sicher nicht damit zu rechnen, dass die EZB, aber auch andere große internationale Notenbanken wieder mit einem Quatitative Easing (QE) beginnen, mit dem sie in der Vergangenheit die Märkte gestützt hatten. Das heißt: Bis Jahresende und wohl auch im ersten Quartal 2026 sollten die Marktteilnehmer erst mal nicht mit Schützenhilfe in Form von Bondkäufen rechnen. Denn die meisten Emittenten – darunter auch die Staaten – haben ihre Refinanzierung in großen Teilen oder sogar komplett in trockenen Tüchern. Da braucht es keine Unterstützung mehr.

Im Dezember werden die Märkte dann verfolgen, welche Refinanzierungsvolumina bei Staaten der Eurozone für 2026 anstehen. Und im Blick haben die Marktakteure sicher auch, wie es dann in den ersten Monaten des neuen Jahres um den Investorenappetit bestellt ist. Können die neuen Anleihen problemlos von den Märkten absorbiert werden? Wie hoch fallen die Ordervolumina aus? Welche Renditezugeständnisse muss vielleicht der eine oder andere Staat oder Gebietskörperschaft machen, um an das geplante Kapitalvolumen zu kommen? Tritt vielleicht sogar ein Käuferstreik auf?

Das muss verständlicherweise erstmal abgewartet werden, und genau das werden sich die Verantwortlichen in den Notenbanken in den ersten Monaten des neuen Jahres auch genau ansehen wollen – und je nach Lage oder Situation der Emittenten entscheiden, ob der Markt eine helfende Hand braucht. Das wird aber sicher erst dann der Fall sein, wenn krisenähnliche Situationen auftauchen, also Emittenten tendenziell mit dem Rücken zur Wand stehen. Man kann nur hoffen, dass das nicht eintreten wird und die Hilfe der EZB nicht benötigt wird. Das wird auch Schnabel hoffen.

Anleihekaufprogramme

Noch in
weiter Ferne!

Von Kai Johannsen