Der KI-Boom bringt eine Renaissance der Hardware
Künstliche Intelligenz
Comeback
der Hardware
Von Sebastian Schmid
Das KI-Wettrennen gilt als Schlacht der Softwareriesen. Die Hardware könnte aber den entscheidenden Vorteil liefern. Meta kämpft daher verzweifelt um Anschluss.
Meta investiert seit Jahren in Hardware. Versuche, im Smartphone-Markt mit einem eigenen Gerät und Betriebssystem Fuß zu fassen, sind kläglich gescheitert. Relativ erfolgreich ist das Unternehmen derweil im Nischenmarkt mit Virtual-Reality-Brillen. Hier kommt die Facebook-Mutter nach der jüngsten Studie von IDC auf einen Marktanteil von knapp 75%. In einzelnen Quartalen sind es sogar über 80%. Allerdings hat der Markt Wachstumsgrenzen. Als Alltagsgerät taugen die VR-Brillen nicht.
Im Markt für mobile Endgeräte dominieren aktuell noch die Smartphones und damit die Betriebssysteme Android von Alphabet und Apples iOS. Beide kommen jeweils auf Milliarden Anwender rund um den Globus. Für das Training eines Large Language Models sind das ideale Voraussetzungen. Microsoft versucht derweil die Armada an PCs mit KI-Funktionen auszustatten, um irgendwie mitzuhalten, nachdem die eigenen Mobiltelefon-Ambitionen vor einigen Jahren aufgegeben wurden. Meta steckt derweil zwar ebenfalls Unsummen in die KI-Entwicklung. Der direkte Zugang zum Endkunden fehlt aber noch.
Gegen das Smartphone-Duopol
Insofern ist die jüngste Augmented-Reality-Brille von Ray-Ban, die CEO Mark Zuckerberg vorgestellt hat, in erster Linie keine Wette auf den Erfolg der Hardware, sondern der Versuch, das Smartphone-Duopol mit einer neuen Gerätekategorie endlich aufzubrechen. Auch andere Unternehmen werfen immer mehr smarte Hardware auf den Markt, von Fitnessbändern wie Whoop über smarte Kopfhörer und Uhren bis hin zum mittlerweile gefloppten AI Pin von Humane, den man sich als reines Sprach-Interface ans Hemd heften konnte.
Wer das Rennen macht und das Smartphone womöglich als wichtigstes Endgerät ablöst, ist zwar absolut offen. Bezeichnend ist aber, dass kein Europäer hier auch nur ansatzweise eine Rolle spielt. Und damit ist auch schon klar, dass sich die Europäische Union und die hiesigen Unternehmen in der KI-Revolution wieder nicht im Fahrersitz befinden, sondern im Beifahrersitz der US-Konzerne. Und das liegt längst nicht nur am fehlgeleiteten AI-Act.