Die Banco de España öffnet ihre Türen
Notiert in Madrid
Die Banco de España öffnet ihre Türen
Von Thilo Schäfer
Die an Sehenswürdigkeiten nicht gerade arme spanische Hauptstadt hat ab Oktober eine neue Attraktion. Die Banco de España öffnet die Türen ihres Prunkpalast an der Plaza de Cibeles dem Publikum, mit regelmäßigen Führungen von Montag bis Sonntag, wobei unter der Woche Schulen und andere Gruppen bevorzugt werden. Bislang hatte die Notenbank nur sporadisch die Bürger und Bürgerinnen ins gewaltige Innere mit ellenlangen Gängen und imponierenden Sälen reingelassen. Die Konkurrenz ist groß. Nur ein paar Schritte entfernt liegt das weltberühmte Museo del Prado, gleich gegenüber des Museo Thyssen-Bornemisza und unweit des Museo Reina Sofia. Doch die Notenbank hat Kunst- und Architekturliebhabern durchaus etwas zu bieten.
Nicht nur das Gebäude ist sehenswert
Das Gebäude von 1891, gestaltet von Eduardo Adaro und Severiano Sainz de la Lastra mit seiner modernen Erweiterung durch Stararchitekt Rafael Moneo ist äußerst sehenswert. Nach einer aufwändigen Renovierung können die Besucher sich an der Sammlung der Banco de España erfreuen, mit Meisterwerken der Renaissance und spanische Namen wie Sorolla, Zuloaga, Picasso oder Barceló. Das Herzstück sind die Malereien von Francisco de Goya, der die ersten Gouverneure des Vorgängerinstituts Banco de San Carlos porträtierte. Auch die Fotografinnen Annie Leibovitz und Candida Höfer sind vertreten. Der Sitzungsaal des Vorstandes sowie der Speisesaal sind zu besichtigen und 2028 soll auch der Tresorraum dem Publikum gezeigt werden. Mit dieser Initiative komme die Notenbank ihrer „Verpflichtung zu mehr Transparenz und dem Willen, sich der Gesellschaft zu öffnen“ nach, hieß es in einer Mitteilung.
Tatkräftiger Gouverneur
Der Gouverneur José Luis Escrivá machte sich diese Öffnung der Bank zum Ziel, als er letztes Jahr von Ministerpräsident Pedro Sanchez ernannt wurde. In dieser kurzen Zeit hat der erfahrene Notenbanker die Institution personell und organisatorisch spürbar verändert. Mittlerweile hat der ehemalige Minister den Verdacht der Nähe zur Linksregierung weitgehend abstreifen können. Escrivá kritisierte etwa die mangelnden Pläne für die nötige Haushaltskonsolidierung angesichts der hohen Schulden Spaniens. Am Montag schaltete sich der Gouverneur in die Debatte über die feindliche Übernahme von Banco Sabadell durch die Großbank BBVA ein. Der Prozess dauere mit mehr als 16 Monaten schon viel zu lange, beklagte Escrivá und forderte neue Regeln für Übernahmen in Spanien. „Die Banken könnten ihre Energie für andere Dinge verwenden“, meinte der Banker aus Albacete, der oft lautere Töne anschlägt als seine Vorgänger.
Escrivá hat die Banco de España in nur einem Jahr mächtig umgekrempelt. Nachdem man nun zunächst die Türen öffnet und Interessierte durch die Räumlichkeiten und Sammlungen führt, soll bis 2030 ein richtiges Museum die Geschichte der Notenbank den Besuchern näherbringen. Einen Platz in der Porträtgalerie der Gouverneure, die mit den Bildnissen von Goya beginnt, hat Escrivá in Zukunft sowieso sicher.