Ein Höhenflug mit Risiken
Ein Höhenflug mit Risiken
Versicherer
Der Höhenflug führt zu Risiken
Von Michael Flämig
Prognoseerhöhungen von Versicherern sind in diesen Wochen an der Tagesordnung. Am Freitag war die Allianz dran. Der Versicherer setzt den Zielwert für den operativen Gewinn nach oben. Die Investoren reagierten gelassen, der Kursanstieg hielt sich in Grenzen. Die Börse rechnet der Assekuranz derartige Erfolge seit Monaten zu, die Bewertungen sind schon hoch.
Doch die Routine täuscht. Es sind keine normalen Zeiten. Geld wie Heu häuft sich im Zahlenwerk der Versicherer an. Die Allianz glänzt dabei mit hervorragenden Ergebnissen in allen drei Geschäftsbereichen. Die Vermögensverwaltung zieht in den ersten neun Monaten so viele Nettomittel an wie noch fast nie, die Leben- und Krankenversicherung ist auf Kurs. Doch eine Sparte sticht wie bei anderen Gesellschaften heraus: die Schaden- und Unfallversicherung.
Unfassbar profitabel
Eine Zahl illustriert den Erfolg: In der Sachsparte haben die Münchner bis Ende September schon knapp 86% des Gewinns geholt, den sie als Prognose-Mittelwert für das Gesamtjahr angesetzt hatten. Die Ausgaben für Schadenzahlungen und eigene Kosten liegen mit 91,6 Cent pro vereinnahmten Beitrags-Euro weit unter jenen 93 Cent, die der ursprünglichen Prognose zugrundelagen. Die Region Deutschland meldet sogar unfassbar profitable 87,4 Cent.
Vier Treiber gibt es für den Höhenflug. Erstens haben die inflationsgewöhnten Kunden Preiserhöhungen akzeptiert, die über den Kostenanstieg der Versicherer hinausgehen. Zweitens setzt die Assekuranz mancherorts das Datenmanagement so gut ein, dass zu riskante Geschäfte früh aussortiert werden. Drittens blieben Naturkatastrophen zuletzt weitgehend aus. Viertens sind die Kapitalerträge nach der Nullzinsphase gestiegen.
Zurücklehnen kann sich die Branche natürlich trotzdem nicht. Teurere Naturkatastrophen kommen so sicher wie das Amen in der Kirche. Schon bald werden die Kunden die Preise ihrer Policen drücken. Und die Zeit steigender Zinsen ist vorbei. Es mag banal klingen, ist aber in erfolgsverwöhnten Zeiten manchmal schwer intern durchzusetzen: Übermut ist kein guter Ratgeber, es gilt, sich wetterfest zu machen.
