Thyssenkrupp

Ein weiter Weg

Der Umbau von Thyssenkrupp geht weiter. Dass am Ende ein kleinerer, aber stärkerer Konzern übrig bleibt, ist bis auf Weiteres nur ein Versprechen.

Ein weiter Weg

Während zahlreiche Indus­trieunternehmen auf ihren Kapitalmarkttagen zuletzt mit riesigen Investitionsprogrammen von sich reden machten, geht es Thyssenkrupp kleiner an. Die Investitionen, die im abgelaufenen Turnus die Abschreibungen um 60 % übertrafen, sollen künftig wieder niedriger ausfallen. Das A und O bleibt die Arbeit an operativen Verbesserungen, um in jedem Geschäft wieder auf Augenhöhe mit dem Wettbewerb zu operieren.

Die mittelfristigen Margenziele der einzelnen Sparten zeigen auf, wo der größte Nachholbedarf ist. Wenig verwunderlich, dass es sich mit Automotive Technology, Steel Europe und Marine Systems just um die Sparten handelt, für die Vorstandschefin Martina Merz schon im Mai 2020 keine Bestandsgarantie geben wollte.

Allerdings wollte Merz seinerzeit für Stahl und Marineschiffbau noch Lösungen im Rahmen der jeweiligen Branchenkonsolidierung suchen. Dieses Thema hat sich – zumindest was den Stahl betrifft – inzwischen erledigt. Stattdessen wird am Spin-off der Sparte gearbeitet. Wenn alles nach Plan läuft, könnte es im Frühjahr 2023 so weit sein.

Es ist beileibe nicht das erste Mal, dass sich Thyssenkrupp mit Trennungsgedanken für das Stahlgeschäft trägt. Doch immer wieder kam etwas dazwischen. Mal passte das Marktumfeld für das erwogene IPO nicht, mal machten Wettbewerbshüter Fusionspläne zunichte, zuletzt entpuppte sich der mögliche Investor als wenig verlässlicher Gesell. Mit dem Spin-off wäre Thyssenkrupp dagegen auf der sicheren Seite. Der Aktionär bekäme die Stahl-Aktie einfach zusätzlich ins Depot gelegt.

Für eine eigenständige Zukunft an der Börse sind jedoch einige Voraussetzungen mitzubringen – allen voran eine solide Bilanzstruktur, die dem Unternehmen nicht nur theoretisch, sondern auch faktisch die Möglichkeit zur Finanzierung über den Kapitalmarkt gibt. Keine triviale Aufgabe, entfällt von den Pensionsverbindlichkeiten von knapp 8 Mrd. Euro doch ein großer Teil auf das Stahlgeschäft. Zugleich sind für die Umstellung auf grünen Stahl umfangreiche Investitionen erforderlich. Ohne grüne Transformation ist dage­gen nicht an Kapitalmarktfähigkeit zu denken, gibt es für Firmen mit hohen ESG-Risiken doch bald gar keine Investorengelder mehr.

Auch Marine Systems ist in dieser Hinsicht problembehaftet, fallen Rüstungsgüter doch durchs Taxonomie-Raster der EU. Dass Thyssenkrupp kleiner, aber stärker aus dem Umbau hervorgeht, bleibt von daher bis auf Weiteres ein reines Versprechen.

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