KolumneOracle

Ellison droht Schiffbruch im KI-Sturm

Der Wind im KI-Hype dreht schnell. Oracle wurde im September noch von Anlegern gefeiert. Im jüngsten Monat ist die Aktie aber um 30% abgestürzt.

Ellison droht Schiffbruch im KI-Sturm

Schiffbruch
im KI-Sturm

Von Sebastian Schmid

Oracle

Der Grat, der Helden und Versager im KI-Rennen trennt, ist ein schmaler. Das muss jetzt auch Oracle-Gründer und Chairman Larry Ellison bitter erfahren. Mit großen KI-Ambitionen und einem noch größeren Auftragseingang war der Spätsommer für den passionierten Segler ein außergewöhnlich schöner. Im Herbst zieht nun aber ein Sturm auf. Fast 30% hat die Oracle-Aktie im zurückliegenden Monat an Wert eingebüßt und ist damit vom KI-Abverkauf weitaus stärker betroffen als etwa die Rivalen SAP (–9%) oder Salesforce (–2%). Wohl auch, weil das Gros des gigantischen Auftragseingangs von 300 Mrd. Dollar nur von einem einzelnen Unternehmen stammte: dem ChatGPT-Anbieter OpenAI.

Das Startup-Phänomen wiederum hat weitaus mehr Schecks ausgestellt, als der eigene Kontostand eigentlich erlaubt hätte. OpenAI hat laut CEO Sam Altman über die kommenden acht Jahre zugesichert, Rechenleistung im Wert von 1,4 Bill. Dollar bauen zu lassen. Das Gros der Ausgaben soll Halbleiteranbietern zugutekommen, allen voran Nvidia. Damit die Schecks des noch immer hochdefizitären Jungunternehmens nicht womöglich reihenweise platzen, soll die Finanzchefin Sarah Friar bei der Regierung angeklopft und nach Garantien gefragt haben. Diese wies entsprechende Berichte zwar unmittelbar zurück. Doch das Vertrauen darauf, dass das US-Unternehmen seine hohen Verpflichtungen stets wird einhalten können, ist zumindest erschüttert. Zumal sich auch noch zeigen muss, ob die Firmen, die die Rechenzentren hochziehen sollen, dies in der gewünschten Qualität und Geschwindigkeit überhaupt darstellen können.

Die immer höheren Rechenzentren-Ausgaben lassen Unternehmer vorsichtig werden. „Bei diesem Ponzi-Scheme bin ich sicher nicht dabei“, sagte unlängst ein Konzernchef, der nicht zitiert werden wollte. Derweil hat es Ellison gemacht, wie er es von seinen Regatten gewöhnt ist. Auf das Auge des Hurrikans zuhalten und hoffen, dass alles gut geht. 1998 brachte die Taktik sein Boot „Sayonara“ bei dem legendären „Sydney to Hobart Yacht Race“ zwar an den Rand des Untergangs. Doch während andere Boote schwer beschädigt wurden und sogar Menschen ums Leben kamen, war Ellison am Ende siegreich.

Dass er im KI-Sturm ähnlich viel Glück hat, ist nicht ausgemacht. Er bringt zwar den gleichen Wagemut mit. Immer mehr Investoren gehen aber davon aus, dass er die Segel zu stark in den Wind gesetzt hat.