Überarbeitete Allianz

Klare Verhältnisse bei Renault-Nissan

Das Ungleichgewicht in der Allianz von Nissan und Renault hat für unnötige Spannungen und Frust auf japanischer Seite gesorgt. Die Neuordnung des Bündnisses schafft endlich Klarheit.

Klare Verhältnisse bei Renault-Nissan

Es ist eine Entscheidung, die lange erwartet worden war. Dass sich Renault und Nissan nach monatelangen Verhandlungen endlich auf die geplante Neuordnung ihrer Allianz einigen konnten, sorgt für die notwendige Klarheit. Allerdings mangelt es noch an vielen technischen Details. Zudem ist unklar, ob der geplante Umbau dem 1999 von dem französischen und dem japanischen Autobauer geschlossenen Bündnis wie erhofft neuen Schwung bringen kann und ihre Beziehungen stärkt – oder ob es sich wie von einigen Akteuren in Frankreich befürchtet um eine Art versteckter Scheidung handelt.

Vieles wird nun davon abhängen, wie die französische Seite ihren langjährigen japanischen Partner künftig behandeln wird. Denn dieser hat sich längst emanzipiert und ist vom Sanierungsfall zum Geldbringer für Renault geworden, zumindest lange Zeit. Das zurückgewonnene Selbstbewusstsein kann nun auch in der geplanten Neuordnung zum Ausdruck kommen. Dort kann Nissan endlich auf selber Augenhöhe mit Renault sein.

Dass der französische Autobauer seine Beteiligung an dem japanischen Konzern auf dasselbe Niveau wie dessen Anteil an seinem Kapital senkt und ihm vor allem auch bei sich ein Mitspracherecht gewährt, war längst überfällig. Denn das Ungleichgewicht in dem Bündnis, das sich in der höheren Beteiligung Renaults an Nissan und den im Gegenzug Nissan bei Renault nicht zugestandenen Stimmrechten widerspiegelte, hat nur unnötig für Spannungen und Frust auf der japanischen Seite gesorgt. Die Verbitterung darüber und das Misstrauen wurden dann noch zusätzlich geschürt, als der französische Staat seine Beteiligung an Renault auf 15% aufstockte und dann die finanziellen Entgleisungen von Ex-Chef Carlos Ghosn bekannt wurden.

Die Neuordnung der Allianz, an der mittlerweile auch Mitsubishi als Juniorpartner beteiligt ist, ist deshalb ein positiver Schritt in die richtige Richtung. Die Einigung setzt die durch die Verhandlungen gebundene Energie der beiden Autobauer frei, die sich nun voll darauf konzentrieren können, die Elektrifizierung und den Wandel ihrer Konzerne voranzutreiben, um sie fit für die Zukunft zu machen. Vor allem für Renault ist es wichtig, sich das Wohlwollen Nissans zu sichern, da der französische Autobauer an Bord seiner geplanten Elektrofahrzeugsparte Ampere einen globalen Partner wie den japanischen Konzern braucht, damit Renault-Chef Luca de Meo die anvisierte Aufspaltung wie geplant vorantreiben kann. Die Einigung über die Neuordnung der Allianz macht den Weg für ihn frei. Renault kann so endgültig mit dem Kapitel Ghosn abschließen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.