Nord/LB-Sanierung

Landesbank muss Druck im Kessel halten

Die Nord/LB sollte sich bei Redimensionierung und Ausbau des Neugeschäfts nicht auf Zwischenzielen ausruhen. Dividendenfähig und krisenresistent ist die Landesbank noch lange nicht.

Landesbank muss Druck im Kessel halten

Nein, aus dem Gröbsten raus ist die Nord/LB auch im Herbst 2022 nicht. Eigen­kapitalrendite und Aufwandsquote liegen nach den ersten neun Monaten dieses Jahres weit entfernt von jenen Zielmarken, die sich die Landesbank nach der Kapitalhilfe ihrer Träger von 3,6 Mrd. Euro vor drei Jahren bis 2024 vornahm. Es braucht größere Fortschritte, als zu verkünden, das Geschäftsmodell sei tragfähig, als zu melden, dank profitablem Neugeschäft sei nach den ersten drei Quartalen die Rückkehr in die Gewinnzone gelungen. Dividendenfähig und krisenresistent ist die Nord/LB noch lange nicht.

Dies festzustellen erscheint nicht zuletzt vor Gremientreffen, in denen es Anfang nächster Woche um die Strategie und den weiteren Kurs der Bank gehen soll, nicht banal. Genau drei Jahre nach der Genehmigung durch die EU-Kommission, die von der Schifffahrtskrise an den Abgrund getriebene Nord/LB vor dem Aus zu retten sowie Redimensionierung und Neuausrichtung der Bank voranzutreiben, sollten eine seitdem vergleichsweise komfortable Kapitalbasis, Fortschritte beim Abbau von Risiken und beim Ausbau des Neugeschäfts nicht zulasten der Kostendisziplin gehen. Die Bank dürfte schon in Anbetracht außergewöhnlicher Rahmenbedingungen infolge der Coronakrise und des Ukraine-Kriegs gut beraten sein, darauf zu achten, sich nicht auf Zwischenerfolgen auszuruhen und den Druck im Kessel zu halten. Projekte zur Verbesserung der Effizienz, an denen es seit geraumer Zeit nicht mangelt, müssen noch ihre Wirkung entfalten. Von großer Bedeutung ist die Modernisierung der IT-Infrastruktur und der Banksteuerung.

Über den ständigen Blick auf den Kostenblock hinaus muss die Nord/LB aber auch bei der Steigerung ihrer Erträge noch deutlich vorankommen. Der seit Jahresanfang amtierende Vorstandschef Jörg Frischholz bläst zu Recht zur Attacke, profitables Neugeschäft muss die Landesbank weiter forcieren. Das ist freilich schon in Anbetracht des scharfen Wett­bewerbs im heimischen Bankenmarkt um Firmenkunden keine triviale Aufgabe. Hinzu kommt in Hannover, dass es in einem Institut, das sich auf dem Schrumpfkurs befindet und einzelne Geschäfte eingestellt oder eingeschränkt hat, möglicherweise noch zusätzlicher Impulse zur Freisetzung von Kräften – oder anders formuliert: einer neuen Offenheit – bedarf, um das Neugeschäft zu stärken.

Von Kunden zu erfahren, dass die eigene Expertise gefragt ist, sollte Ansporn geben. Den Nachweis, dass sie im Wettbewerb bestehen und am besten auch ihre Kapitalkosten verdienen kann, muss die Nord/LB aber noch erbringen.

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