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Lieferdrohnen aus dem Reallabor

In Berlin werden derzeit in einem deutschlandweit einzigartigen Projekt Innovationen gefördert. Experimentierräume sollen helfen, Startups schneller zur Marktreife zu bringen.

Lieferdrohnen aus dem Reallabor

Notiert in Berlin

Lieferdrohnen aus dem Reallabor

Von Andreas Heitker

Frische Ideen auf die Straße zu bringen und neue Technologien unter realen Bedingungen testen zu können, ist bekanntlich alles andere als einfach. Auf EU-Ebene wurden schon verschiedene regulatorische Sandkästen auf den Weg gebracht, um Startups zumindest im Bereich der Gesetzgebung ein wenig mehr Luft zum Atmen zu geben. In Berlin wurde darüber hinaus bereits vor zwei Jahren ein Förderprogramm für sogenannte Reallabore aufgesetzt. Technische und technologische Innovationen, die in der Stadt entwickelt werden, sollen Experimentierräume erhalten, damit sie erprobt werden und schneller zur Marktreife gelangen können – ein bislang zumindest einmaliges Projekt in Deutschland.

Foto: A. Heitker

Nach einem mehrstufigen Auswahlprozess, zu dem 56 Bewerbungen eingereicht wurden, gehen die ersten drei ausgewählten Projekte jetzt an den Start: Es geht um das Wasserrecycling in Bestandsgebäuden, um Baustoffe in Neubauten sowie um die Lieferung von Lebensmitteln und Medikamenten per Drohnen. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey, die für das Programm 10 Mill. Euro zur Verfügung gestellt hat, hofft, dass die Hauptstadt aus diesen Projektentwicklungen insbesondere im Bereich der Kreislaufwirtschaft und der Mobilität einen konkreten Mehrwert ziehen kann. Und da die SPD-Politikerin immer gerne groß denkt, formulierte sie bei der Vorstellung der drei Gewinnerprojekte kürzlich auch schon den Anspruch: Es sollten nicht nur Antworten für Berlin, sondern gleich für globale Herausforderungen gefunden werden.

Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (Mitte) bei der Vorstellung der Reallabore-Projekte in der Technischen Universität Berlin.
Foto: A. Heitker

Soweit wollen die ausgewählten Startups gar nicht denken. Sie wären nach eigenem Bekunden schon froh, wenn sie neben finanzieller Unterstützung auch Erleichterungen bei der Regulierung erhalten. Dies gilt insbesondere für „U-Space Berlin“, das erstmals Lieferdrohnen in der Stadt einsetzen will und dafür auch gleich mehr als 20 Mitarbeiter einstellt. Getestet wird mit Drohnen im Bezirk Tempelhof-Schöneberg, wo die Flugobjekte zum einen Arzneimittel und medizinische Proben zwischen dortigen Laboren, Arztpraxen und Krankenhäuser transportieren soll. Zum anderen sind Lebensmittel- und Essenslieferungen für umliegende Betriebe geplant. Die entwickelten Drohnen haben eine Reichweite von 25 Kilometern. Ziel des Reallabors ist es, „skalierbare und datenbasierte Geschäftsmodelle im urbanen Raum" zu entwickeln.

Das Projekt IWIQ soll das Recycling von Grauwasser in Berliner Altbauten erproben.
Foto: A. Heitker

Auch die anderen zwei Projekte sollen schnell in die Umsetzung gehen: Zum einen geht es dabei um das Recycling von Grauwasser, also von leicht verschmutztem Abwasser vom Duschen, Händewaschen oder aus der Waschmaschine. Getestet wird das Konzept, das schnell beim Wassersparen helfen soll, an alten Berliner Gebäuden, die noch aus der DDR-Zeit stammen. Zum anderen sollen Planungs- und Bauprozesse rund um wiederverwendbare Baustoffe wie Holzbalken und Stahlträger erprobt werden. Für Wirtschaftssenatorin Giffey ist das Geld für die Reallabore schon jetzt gut angelegt. Berlin wolle schließlich „Innovationsstandort Nummer Eins in Europa werden".