Merck entscheidet sich für Brexit
Großbritannien
Merck entscheidet sich für Brexit
Von Andreas Hippin
Der US-Pharmakonzern Merck & Co hat sich für den Brexit entschieden, was Forschung und Entwicklung angeht: den Abzug aus Großbritannien. Er gibt das bereits im Bau befindliche Forschungszentrum in der Nähe des Londoner Bahnhofs King's Cross auf – eine Milliardeninvestition und hochqualifizierte Arbeitsplätze. Zudem wird das Unternehmen bis zum Jahresende die von ihm genutzten Laboratorien im London Bioscience Innovation Centre und im Francis Crick Institute räumen. Die bislang dort angesiedelte Forschung wird künftig in den Vereinigten Staaten betrieben.
Das Land sei international nicht wettbewerbsfähig, hieß es. Es ist eine schallende Ohrfeige von Merck für die Regierung von Keir Starmer. Sie hatte zwar die Branche zu einem von acht Wachstumssektoren erklärt. Doch misst sie der Entwicklung innovativer Medikamente und Impfstoffe keine so große Bedeutung zu, dass sie aggressiv gefördert würde. Darin unterscheidet sich Labour an der Macht nicht von den konservativen Vorgängerregierungen.
Erbsenzähler am Drücker
Hinzu kommt das endlose Gefeilsche mit dem staatlichen Gesundheitssystem NHS, das zwar nicht am Personal sparen will, wohl aber an den Medikamenten, die es seinen Nutzern anbietet. So werden etwa Brustkrebspatientinnen nicht mit dem Medikament Enhertu von AstraZeneca und Daiichi Sankyo behandelt. Es war den Erbsenzählern vom National Institute für Health & Care Excellence zu teuer.
AstraZeneca entschied sich bereits Anfang des Jahres, die Erweiterung einer Impfstofffabrik im englischen Nordwesten für 450 Mill. Pfund auf Eis zu legen. Labour wollte noch weniger dazu beisteuern als die Tories. Gegen Inkompetenz gibt es keinen Impfstoff. Dabei ist die Pandemie noch gar nicht so lange her.
Abschied vom Nordseeöl
Wer so mit Wachstumsbranchen umgeht, wird Industrien wie Öl und Gas noch viel schlechter behandeln. Apache, Chevron und ExxonMobil ziehen sich bereits aus der Nordsee zurück. Je mehr Unternehmen abwandern oder nicht mehr investieren, desto unerreichbarer werden die Wachstumsziele der Regierung.