LEITARTIKEL

Nachfolgerin gesucht

Der Job von Simone Menne bei Lufthansa war in den vergangenen Jahren fürwahr nicht vergnügungssteuerpflichtig. Ein Jahr ohne Dividende (2014), eine schrumpfende Eigenkapitalquote, die schwache Aktienkursentwicklung und ein von Fall zu Fall...

Nachfolgerin gesucht

Der Job von Simone Menne bei Lufthansa war in den vergangenen Jahren fürwahr nicht vergnügungssteuerpflichtig. Ein Jahr ohne Dividende (2014), eine schrumpfende Eigenkapitalquote, die schwache Aktienkursentwicklung und ein von Fall zu Fall widerspenstiger Aufsichtsrat, der die geplanten Finanzierungsmaßnahmen nicht immer durchwinken wollte – die für Finanzen Verantwortliche hatte an vielen Stellen zu kämpfen. Dazu kam, dass sie 2012 vom damaligen Vorstandschef Christoph Franz und dem ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Weber ausgesucht worden war und sich mit dem neuen Vorstandschef Carsten Spohr erst einmal warmlaufen musste. Bei den Investoren hat sie sich in ihrer vierjährigen Amtszeit trotz der schwierigen Rahmenbedingungen einiges an Respekt erworben, wie der Kurseinbruch bei der Nachricht von ihrem Wechsel zu Boehringer Ingelheim gezeigt hat.Nun soll es also ein Neuer oder eine Neue richten mit den Finanzen der Lufthansa. Und zu richten gibt es einiges. Noch immer drücken die hohen Pensionsverpflichtungen auf die Eigenkapitalquote und sind eine Gefahr für das Investment-Grade-Rating, das Lufthansa zumindest bei Standard & Poor’s noch innehat. Eine Neuausrichtung des Pensionssystems weg von einer Garantierente hin zu garantierten Beiträgen ist noch nicht in trockenen Tüchern. Wie überhaupt der Großteil der Tarifkonflikte, zu deren Themen auch die Pensionen zählen, nicht gelöst ist. Diese Auseinandersetzungen gehören zwar nicht in die Zuständigkeit eines Finanzvorstandes, haben aber über die möglichen finanziellen Folgen des Streits, aber auch einer Einigung direkten Einfluss auf seine Tätigkeit. Auch die Stückkostenentwicklung kann einen Lufthansa-CFO derzeit nicht zufriedenstellen, denn um die positiven Einflüsse von Treibstoff und Währung bereinigt geht es nach wie vor nach oben. Sobald der Ölpreis wieder deutlich anzieht, könnte es deshalb ein böses Erwachen geben, zumal es bei den Stückerlösen seit Monaten abwärts geht. Gleichzeitig schwächeln Gesellschaften wie Lufthansa Cargo oder die Techniksparte, die Dellen im Passagiergeschäft oftmals ausbügeln konnten. Über allem stehen die milliardenschweren Investitionen in neues Fluggerät, für die die nötigen Mittel da sein müssen.Wenig Freude dürfte ein neuer CFO auch an der aktuellen Aktienkursentwicklung haben, das Papier der Lufthansa dümpelt seit Monaten bei deutlich unter 15 Euro vor sich hin. Wie die meisten Airline-Aktien konnte Lufthansa wenig vom niedrigen Ölpreis profitieren, wurde dafür aber umso stärker von der wachsenden Terrorangst belastet.Man werde sich dieses Mal für den Posten des Finanzvorstandes eher außerhalb des Unternehmens umschauen, ist zu hören. Das ist für die Lufthansa außergewöhnlich, rühmt sie sich doch sonst ihres schier unerschöpflichen Pools an Nachwuchskräften. Warum nun ausgerechnet in der angespannten Situation des Unternehmens jemand von außerhalb die Finanzen verantworten soll, erschließt sich nicht. Hat es damit zu tun, dass die sonst bei solchen Personalien stets genannten eigenen Manager gerade mit anderen anspruchsvollen Aufgaben beschäftigt sind – etwa Peter Gerber mit der Sanierung der angeschlagenen Frachttochter Lufthansa Cargo? Oder will man sich an dieser Stelle tatsächlich den frischen Wind ins Haus holen, auf den man bei der Berufung des Vorstandsvorsitzenden vor zwei Jahren und bei der Inthronisierung des für das neue Billiggeschäft zuständigen Vorstands bewusst verzichtet hat? Gerade bei Letzterem, dem aus der Taufe gehobenen Geschäftsfeld rund um den Ableger Eurowings, täte neuer Wind not, der Bereich Finanzen ist dafür dagegen eher das falsche Versuchsfeld.Ob intern oder extern, zu erwarten ist, dass bei der Suche nach einem neuen CFO ein besonderes Augenmerk auf weibliche Kandidaten gelegt wird. Der Vorstand der Fluglinie war jahrzehntelang eine Männerbastion, als Begründung musste stets die “Ingenieurlastigkeit” des Unternehmens herhalten. Umso stolzer ist man darauf, nun mit einer Frauenquote von 40 % unter den Dax-Vorständen hervorzustechen, das will man sich möglichst nicht nehmen lassen. Die auserwählte Dame muss robust sein; Simone Menne berichtete kurz nach Amtsantritt von durchaus vorhandenen “Reibungspunkten” mit den männlichen Kollegen. Allzu sehr hat sie aber wohl nicht darunter gelitten, ist doch in ihrer neuen Firma Boehringer Ingelheim bisher die Führung auch fest in Männerhand.——–Von Lisa SchmelzerNun soll es also ein Neuer oder eine Neue richten mit den Finanzen der Lufthansa. Und zu richten gibt es einiges.——-