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Rentabler Nischenmarkt

La Première ist für Air France ein Aushängeschild für luxuriöse französische Lebensart. Das Angebot ist bei drei Gruppen von Kunden gefragt.

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Von Gesche Wüpper

Frankreich, das steht für raffinierte Lebensart, Luxus und Mode, erlesene Weine und Spitzengastronomie. La Première zeige das Beste, was Frankreich zu bieten habe, sagt Claude Lacaze, der Chef und Gründer der Filmproduktionsfirma Terminal 9 Studios. Deshalb sei es für ihn nur logisch gewesen, La Première nach Dior, Thierry Mugler und Bulgari einen Film seiner auf die Luxusbranche spezialisierten Dokumentationsreihe „Inside the Dream“ zu widmen, der Ersten Klasse von Air France. Drei Jahre lang hat sein Filmteam die Fluggesellschaft begleitet, wie sie den Start ihrer neuen Ersten Klasse-Kabine vorbereitet hat. „Ein Kindheitstraum“, sagt Lacaze.

Dass er ihn verwirklichen konnte, hat er auch der Entscheidung von Ben Smith zu verdanken, dem Chef von Air France-KLM. „Als ich 2018 angekommen bin, war La Première nicht rentabel und wir haben überlegt, sie abzuschaffen“, berichtet er. Smith, der bei seiner Strategie auf eine Höherpositionierung von Air France setzt, hat sich schließlich dagegen entschieden. Immerhin ist La Première ein erstklassiges Aushängeschild, auch wenn das Segment ein Nischenmarkt bleibt.

Drei Gruppen von Kunden

Statt La Première zu streichen, hat die französische Fluggesellschaft ab 2019 fünf Jahre lang jährlich 1 Mrd. Euro investiert, um das Angebot am Boden und in der Luft höherwertiger zu gestalten. „Wir wollen die beste Erste Klasse der Welt haben“, sagt Smith. Die Strategie hat sich ausgezahlt, denn mittlerweile ist La Première nach Angaben von Air France-Chefin Anne Rigail rentabel. Mit Ticketpreisen ab 10.000 Euro macht die Erste Klasse jedoch gerade mal schätzungsweise 2% der Langstrecken-Einnahmen von Air France aus, die Economic Class dagegen 70%.

Vor allem im Ausland kommt das für rund zehn Langstreckenverbindungen – etwa nach New York, Los Angeles, Tokio und Singapur – zur Verfügung stehende Angebot von La Première an. „60% der Kunden sind amerikanisch“, berichtet Fabien Pelous, der bei Air France für das Kundenerlebnis zuständig ist. Die Kunden ließen sich in drei verschiedene Gruppen einteilen: Stars und Berühmtheiten, beruflich erfolgreiche Unternehmer, Firmenchefs und Selbstständige sowie sogenannte Freizeitkunden, die sich etwas Besonderes gönnen wollen, beispielsweise für eine Hochzeitsreise.

Besondere Erlebnisse

Air France wolle ihnen mit den neuen Kabinen das Gefühl geben, in einem Privatjet zu reisen, erklärt Smith. Das beginnt schon vor dem Flug. Die Kunden werden mit Porsche-Limousinen zum Flughafen gefahren, wo sie in Paris in einer speziellen Lounge Suiten und dann an Bord 3,5 Quadratmeter große Kabinen sowie von Sterneköchen kreierte Menüs erwarten. Bisher sind fünf der 19 777-Langstreckenjets von Air France mit den neuen Kabinen ausgestattet. Air France steht jetzt nicht nur in dem Film im Rampenlicht, sondern auch vor einem Pariser Berufungsgericht, wo sich die Fluggesellschaft und Airbus jetzt wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung im Zusammenhang mit dem 2009 verunglückten AF447 Flug Rio – Paris verantworten müssen.