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Treasuries droht unterschätzte Gefahr aus Fernost

Die Aussicht auf Zinserhöhungen in Japan weckt zurecht Sorgen vor einem Kapitalabfluss aus den USA. Amerikas Anleihe-Investoren müssen sich auf neue Turbulenzen einstellen.

Treasuries droht unterschätzte Gefahr aus Fernost

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Treasuries droht Gefahr aus Fernost

Von Alex Wehnert

Die Reaktion von Treasuries auf Turbulenzen bei japanischen Bonds unterstreicht die vielschichtigen Verwundbarkeiten des wohl wichtigsten globalen Finanzmarkts. Zu Wochenbeginn hatte Kazuo Ueda, Gouverneur der Bank of Japan (BoJ), Zinserhöhungen angedeutet. Dies trieb nicht nur die Rendite der zehnjährigen japanischen Staatsanleihe auf den höchsten Schlussstand seit Juni 2008, sondern schob auch die laufende Verzinsung der T-Note auf über 4,1%, nachdem sie zum Thanksgiving-Feiertag in der vergangenen Woche noch bei unter 4% gelegen hatte. Wenngleich eine solide Nachfrage bei der Auktion japanischer Benchmark-Papiere die Nerven der Investoren in Asien am Dienstag beruhigte – die fundamentalen Probleme für den amerikanischen Anleihemarkt bleiben bestehen.

Größter ausländischer Gläubiger

Denn bis die anziehenden Renditen in Japan zu einem großvolumigen Kapitalabfluss aus den USA führen, ist es nur eine Frage der Zeit. Die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt hielt zuletzt Treasuries im Volumen von 1,2 Bill. Dollar und war führender ausländischer Gläubiger Washingtons. Doch schon in den vergangenen Monaten haben sich die Vorzeichen für Investoren aus Nippon verändert, da eine zunehmend unter politischem Druck stehende Fed ihre Geldpolitik gelockert hat. Indes sorgen nicht nur die Aussichten auf einen restriktiveren Kurs der BoJ, sondern auch Pläne für schuldenfinanzierte Konjunkturstimuli Tokios für steigende Japan-Renditen.

Konfuse Fiskalpolitik als Belastung

Greifen japanische Institutionen künftig wieder verstärkt zu Hause zu, droht dem amerikanischen Staat eine wichtige Investorengruppe wegzubrechen. Dabei braucht der Treasury-Markt dringend mehr Käufer und nicht weniger. Denn die seit Jahren rücksichtslos ausgeweitete US-Verschuldung haben das Vertrauen in Amerikas Anleihen bereits entscheidend geschwächt, die konfuse Fiskalpolitik unter US-Präsident Donald Trump tut ihr Übriges. Zu halten werden internationale Investoren langfristig nur durch attraktivere Renditen sein. Dem Markt für US-Staatsanleihen, die mit einem Volumen von über 28 Bill. Dollar das Rückgrat des globalen Finanzsystems bilden, droht damit noch erheblicher Druck.