Thyssenkrupp

Wasserstoff­träume

Die Welt wird grünen Wasserstoff in gigantischen Mengen brauchen und Thyssenkrupp Nucera will ein relevanter Produzent der dafür benötigten Anlagen werden.

Wasserstoff­träume

Keine Frage, die neu als Thyssenkrupp Nucera firmierende Elektrolyse-Sparte des Industrie- und Stahlkonzerns adressiert mit grüner Wasserstoff-Produktion einen absoluten Zu­kunfts­markt. Dem technikgetriebenen Management gelang es auf dem Kapitalmarkttag am Donnerstag auch, die gigantischen Marktaussichten in eine interessante Equity Story zu packen. Die Welt wird grünen Wasserstoff in gigantischen Mengen brauchen und Thyssenkrupp Nucera will ein relevanter Produzent der dafür benötigten Anlagen werden. Die Führung der Wasserstoff-Tochter wuchert dabei mit dem Pfund großer Expertise: In puncto Elektrolyse in industriellem Maßstab macht ihnen weltweit wohl kaum einer was vor. So weit, so gut.

Doch Kapitalmarkttage funktionieren wie Kaffeefahrten für Senioren: Es sind Verkaufsveranstaltungen, bei denen Risiken und Nebenwirkungen unter der (Wärme-)Decke bleiben.

Und so stehen denn auch weiter viele Fragen im Raum. Komplett blieb im Nebel, in welchem Konkurrenzumfeld sich Thyssenkrupp Nucera eigentlich bewegt. Auch die grundsätzliche Frage nach dem ausreichenden Ausbau erneuerbarer Energien, die ja die Voraussetzung für die grüne Wasserstoffproduktion der Nucera-Anlagen sind, wurde nicht angerissen. Das dürfte aber auf die langfristige Wachstumskurve des Unternehmens Einfluss haben.

Nucera agiert bei der neuen alkalischen Wasser-Elektrolyse wie ein Start-up und baut die Produktion erst auf. An F&E-Kosten kalkuliert das Unternehmen mit bis zu 100 Mill. Euro in den nächsten Jahren. Die Frage lautet, wie hoch damit verbundene technische Risiken sein könnten.

Die Aussagen zur Rolle des Mutterkonzerns fielen vage aus: Klar ist bislang nur, dass Thyssenkrupp zunächst Mehrheitseignerin bleiben will. Doch mit welchem Zeithorizont ein angedeuteter weiterer Ausstieg geplant ist und welche strategischen Überlegungen das begleiten, blieb offen. Angesichts des Finanzierungsbedarfs für das angepeilte starke Wachstum von Nucera kann jedoch darauf spekuliert werden, dass die Beteiligung externer Investoren am Wasserstoff-Geschäft sich für Thyssenkrupp erst auf längere Sicht finanziell in Mittelzuflüssen niederschlagen wird.

Sprich: Nucera braucht erst einmal Geld für den Ausbau des eigenen Geschäfts. Die Reaktion der Thyssenkrupp-Aktionäre fiel ziemlich reserviert aus. Nach der Präsentation der finanziellen Eckdaten von Nucera am Nachmittag drehte der Kurs vom Plus in ein leichtes Minus.

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