Private Equity

Milliardär Arnault direkt am Birkenstock-Deal beteiligt

Die Familie Birkenstock steht kurz davor, die Mehrheit an dem mit 4 Mrd. Euro bewerteten Sandalenhersteller an den US-Finanzinvestor L Catterton zu verkaufen. Direkt an dem Deal beteiligt ist auch der französische Milliardär Bernard Arnault über sein persönliches Beteiligungsvehikel Financière Agache. Der Bieterrivale CVC hat das Nachsehen.

Milliardär Arnault direkt am Birkenstock-Deal beteiligt

cru Frankfurt

Die milliardenschwere Übernahme des weltbekannten Sandalenherstellers Birkenstock steht kurz vor dem Abschluss. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Bei dem Deal wird das Unternehmen inklusive vergleichsweise geringer Schulden mit 4 Mrd. Euro bewertet.

Die beiden Birkenstock-Brüder verkaufen aller Voraussicht nach einen Mehrheitsanteil an den US-Finanzinvestor L Catterton, an dem wiederum mit einem Minderheitsanteil der französische Luxuskonzern LVMH beteiligt ist, der dem Milliardär und reichsten Franzosen Bernard Arnault gehört. Was bisher noch nicht bekannt war: Arnault ist nicht nur indirekt über L Catterton an dem Deal beteiligt, sondern auch direkt über sein persönliches Beteiligungsvehikel Financière Agache, eine Tochter der Groupe Arnault. Arnault hatte vor einigen Jahren auch schon die Kölner Blechkoffermarke Rimowa übernommen und seinen Sohn Alexandre dort vorübergehend an die Spitze gestellt.

Die Birkenstock-Übernahme, bei der die Familie von Goldman Sachs beraten wird, ist der größte Private-Equity-Deal in Deutschland seit der Übernahme der Thyssenkrupp-Aufzüge vor einem Jahr durch ein Konsortium rund um Advent. Mit dem Verkauf an L Catterton hat der Bieterkonkurrent CVC das Nachsehen. Der britische Finanzinvestor hatte unter Führung von Ex-Goldman-Sachs-Banker und CVC-Deutschlandchef Alexander Dibelius ebenfalls für das 250 Jahre alte Unternehmen geboten, das seinen Hauptsitz in Linz am Rhein hat und seine historischen Wurzeln in Hessen.

Dass der US-Finanzinvestor den Zuschlag erhält, hat seinen Grund: Sowohl L Catterton als auch LVMH kennen sich mit gehobenen Verbrauchermarken aus. Zum Portfolio, das L-Catterton-CEO Michael Chu zusammengekauft hat, gehören der Jeanshersteller Pepe Jeans, die Trainingsbekleidungsmarke Sweaty Betty, die Kosmetikfirma Bliss und der Online-Händler Everlane. Durch das eigene Netzwerk könnte L Catterton die Birkenstocks bei der Expansion des Vertriebs in Asien unterstützen.

Ausweislich der letzten verfügbaren Bilanz der Konzernobergesellschaft Birkenstock GmbH & Co. KG hat das Unternehmen mit rund 4000 Beschäftigten im Geschäftsjahr bis Ende September 2019 rund 24 Millionen Paar Schuhe verkauft, was den Umsatz um 11% auf 722 Mill. Euro steigen ließ, davon 19% in Deutschland. Für das Geschäftsjahr 2019/20 wurde gegenüber dem Geschäftsjahr 2018/19 ein leicht gestiegenes Betriebsergebnis (Ebit) erwartet, das 2018/19 von 120 Mill. auf 161 Mill. Euro gestiegen war. Die Verbindlichkeiten betrugen 183 Mill. Euro. Mit 443 Mill. Euro Eigenkapital lag die Eigenkapitalquote bei 63%. Neuere Zahlen sind nicht verfügbar, aber der Umsatz soll dem Vernehmen nach inzwischen bei 1 Mrd. Euro und der operative Gewinn bei 200 Mill. Euro liegen.

Den Kern der Familie Birkenstock bilden Firmenpatriarch Karl Birkenstock und seine drei Söhne. Erst 2013 zogen sie sich aus dem operativen Geschäft zurück. Seither führen die Co-Chefs Oliver Reichert und Markus Bensberg die Geschäfte des Hauses als Statthalter der beiden Söhne Christian und Alex, die offenbar ihren Bruder herausgekauft haben.

Repräsentanten von L Catterton und Birkenstock lehnten eine Stellungnahme ab. Obwohl die Gespräche fortgeschritten sind, könnte sich eine Einigung noch verzögern oder scheitern. CVC sei noch interessiert.

L Catterton entstand 2016 durch den Zusammenschluss der US-Investmentfirma Catterton mit dem Private-Equity-Geschäft von LVMH (Louis Vuitton, Moët Hennessy) und dessen milliardenschwerem Gründer Bernard Arnault. Die Firma verwaltet nun laut ihrer Webseite ein Vermögen von mehr als 23 Mrd. Dollar und sieht sich als „weltweit führenden Consumer Growth Investor“. Beim jetzt anstehenden Deal wird Birkenstock etwa mit dem 16-Fachen des im laufenden Geschäftsjahr erwarteten operativen Gewinns bewertet. Das ist deutlich weniger, als die britische Schuhmarke Dr. Martens kürzlich bei ihrem IPO in London erzielt hat.

Birkenstock, deren Sandalen bei medizinischem Personal und ge­sundheitsbewussten Schuhträgern seit einem halben Jahrhundert be­kannt sind, hat längst auch eine Reihe von Luxusvarianten von Labels wie Celine und Givenchy hervorgebracht, nachdem die Marke in den 1990er und 2000er Jahren durch Prominente einen Aufschwung er­lebt hatte. Zu den Produkten gehören auch Gürtel, Taschen und Betten.

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