Versicherungsbilanzen

Munich Re dringt auf schlankere Regulierung

Sehr gelungen sei die Einführung von IFRS 17 für Versicherer, lobt Munich-Re-Finanzvorstand Christoph Jurecka. Er wünscht sich aber, dass alte Vorschriften abgeschafft werden, wenn man neue Anforderungen definiert.

Munich Re dringt auf schlankere Regulierung

mic München

Munich Re dringt auf eine weniger komplexe Regulierung. „Wir sind insgesamt in der Regulatorik sehr gut darin, neue Anforderungen zu definieren, aber weniger gut darin, alte Vorschriften abzuschaffen“, sagt Finanzvorstand Christoph Jurecka im Interview der Börsen-Zeitung. Die Komplexität der Regulatorik nehme so immer mehr zu.

Andernorts sei man schlanker unterwegs, sagt Jurecka unter Verweis auf die neue Rechnungslegung für große Versicherer weltweit: „In Kanada wird IFRS17 eingeführt, aber der Regulator schreibt dies gleichzeitig für steuerliche Belange und die lokale Bilanzierung vor.“ Er würde sich freuen, wenn IFRS auch in Deutschland für lokale Abschlüsse und für die Steuer verwendet werden könnte. Jurecka räumt ein, dass dabei auf die Besonderheiten kleiner Versicherer Rücksicht genommen werden müsste: „Aber von den Großen immer mehr zu verlangen sollte vielleicht auch nicht die alleinige Lösung sein.“

Der Standard IFRS17 zur Bilanzierung von Versicherungsverträgen und die Regelung IFRS9, die seit Anfang 2023 gelten, sind nach Ansicht des Vorstands allerdings ein Erfolg: „Wir finden das Regelwerk insgesamt sehr gelungen.“ Es sei stärker marktwertorientiert und schaffe eine zeitnähere Transparenz über die Wertschaffung des Geschäfts: „Die Ertragskraft von Munich Re wird noch stärker sichtbar.“

Jurecka weist zugleich warnend darauf hin, dass die Ergebnisse des Rück- und Erstversicherers stärker schwanken werden als bisher, wenn Aktienkurse oder Zinsen sich veränderten: „Diese Volatilität ist der Preis, den man für die ökonomisch realistische Abbildung zahlt.“ Die Aufgabe der Munich Re werde es sein, temporäre Schwankungen zu erklären.

Der Aufwand für die Einführung der Standards sei sehr groß gewesen, sagt Jurecka. In der Spitze seien mehr als 700 Mitarbeiter eingebunden gewesen. Der Gesamtaufwand über fünf Jahre Projektlaufzeit addiere sich auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag.

Als kommende Mammutaufgabe in der Bilanzierung sieht Jurecka das Reporting rund um Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung (ESG). Es wäre wünschenswert, wenn die Einführung einer ESG-Regulatorik von Konzernen genutzt werden könnte, um Prozesse und auch IT-Infrastruktur zu vereinheitlichen, sagt er. Wenn es aber für ESG einen europäischen Standard gäbe und davon abweichende asiatische und amerikanische Regelwerke, dann begrenze dies die Möglichkeit der Vereinheitlichung.

Interview Seite 5

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