Versicherungen

Munich Re hält Dividende konstant

Munich Re hat am Markt trotz eines Gewinneinbruchs mit einer geplant konstant hohen Dividende, einem bekräftigten Ergebnisausblick 2021 und einer guten Vertragserneuerungsrunde per Januar überzeugt. Der größte Rückversicherer der Welt erwartet dieses Jahr deutlich geringere Belastungen aus der Coronakrise.

Munich Re hält Dividende konstant

sck München

Trotz eines Gewinneinbruchs aufgrund der Corona-Pandemie will die Munich Re ihre Dividende auf hohem Niveau konstant halten. Zur Bilanzvorlage teilte der größte Rückversicherer der Welt mit, an die Aktionäre unverändert 9,80 Euro je Titel auszuzahlen. Diesem Vorschlag der Verwaltung gemäß wird das Dax-Unternehmen abermals insgesamt 1,37 Mrd. Euro ausschütten. Das wären 113 (i.V. 51)% des erwirtschafteten Konzerngewinns nach Steuern. Die Dividendenrendite stiege damit auf 4 (3,7)%. Die Münchener würden damit einen Teil der geplanten Dividendensumme aus der Substanz zahlen. Der Branchenprimus kann sich das dank eines bequemen Kapitalpolsters leisten. Mit einer Solvenzquote von 208 (237)% liegt der Konzern in der oberen Hälfte seiner Zielspanne von 175 bis 220%.

Die Anleger nahmen das Zahlenwerk, den Dividendenvorschlag und den Ausblick für 2021 wohlwollend auf. Die Aktie von Munich Re gewann in der Spitze 3,7% an Wert. Das Papier beendete den Xetra-Handel bei 245 Euro (+1,5%).

In einer Kurzstudie bezeichnete die Ratingagentur Moody’s die Profitabilität der Munich Re als „gut“. Zum Vergleich: Der Wettbewerber Swiss Re, die Nummer 2 in der Branche, verbuchte aufgrund der Coronakrise 2020 einen Nettoverlust von 878 Mill. Dollar (vgl. BZ vom 19. Fe­bru­ar). Der Marktführer hingegen lag mit seinem geschrumpften Überschuss im Rahmen der Analystenschätzungen. Nach Unternehmensangaben brach das Nettoergebnis im vergangenen Jahr auf 1,21 (2,37) Mrd. Euro ein. Vorstandschef Joachim Wenning und Finanzvorstand Christoph Jurecka bekräftigten ihr im Dezember veröffentlichtes Ziel, im laufenden Zwölfmonatsberichtsturnus einen Überschuss von 2,8 Mrd. Euro anzupeilen (vgl. BZ vom 2.12.2020). Damit läge der Konzern auf dem Niveau vor Ausbruch der Pandemie.

Im laufenden Jahr rechnet der Vorstand mit Schäden infolge der Coronakrise in „deutlich geringerem Umfang“ als 2020. Im vergangenen Jahr musste die Munich Re Belastungen aus der Pandemie von 3,4 Mrd. Euro verdauen. Insbesondere ausgefallene Kulturveranstaltungen, Be­triebsunterbrechungen und Schäden bei Kreditversicherern infolge der Seuche schlugen ins Kontor. Munich Re tritt für solche Schäden ein, die über abgeschlossene Policen von Erstversicherern gedeckt sind. Das betrifft unter anderem Deckungen im Rahmen von Haftpflichtversicherungen. Erstversicherer passten zuletzt ihre Policen an und nahmen Deckungen gegen Schäden aus Pandemien heraus.

Verzicht auf Aktienrückkäufe

Wenning zufolge verzichtet Munich Re vorerst auf weitere Aktienrückkäufe. In einer Telefonkonferenz mit Journalisten begründete er dies vor allem damit, dass das Kapital für organisches Wachstum eingesetzt werden soll. Das Unternehmen nutzt die breite Preiswende unter anderem im Marktsegment der Naturkatastrophendeckungen für mehr Neugeschäft. Zudem will Munich Re mit der zunehmenden Digitalisierung neue Ertragsquellen außerhalb des herkömmlichen Geschäfts erschließen.

Dem CEO zufolge peilt der Konzern 2021 einen Zuwachs der Bruttobeiträge auf rund 55 Mrd. Euro an. Im vergangenen Jahr steigerte Munich Re diese um 6,7% auf 54,9 Mrd. Euro. Zur turnusmäßigen Vertragserneuerungsrunde zum Jahreswechsel 2020/21 mit Erstversicherern und Großkunden aus der Industrie verzeichnete die Nummer 1 im Rückversicherungsgeschäft einen Zuwachs des Volumens um 11% auf 11,6 Mrd. Euro. Die Preise legten im Schnitt um 2,4% zu. Das ist ein Schub. Vor einem Jahr hatten sich die Raten um 1,2% erhöht.

Per Januar erneuerte Munich Re rund die Hälfte des Schaden-/Unfallversicherungsgeschäfts mit den Schwerpunkten Europa und den USA. Deckungen gegen Hurrikan-Schäden werden aber traditionell erst in den folgenden Erneuerungsrunden zum April und Juli ausgehandelt. Zuvor berichtete der Konkurrent Hannover Rück über noch höhere Preisschübe in seinem Angebotsportfolio (vgl. BZ vom 4. Februar).

Im vergangenen Jahr schrumpfte das Ergebnis aus Kapitalanlagen bei der Munich Re auf 7,4 (7,8) Mrd. Euro. Hauptgrund dafür waren rückläufige Zinserträge. Der CFO hält an der Anlagestrategie eines „breiten diversifizierten“ Portfolios fest. Das anhaltende Zinstief infolge der ultralockeren Politik der Notenbanken – Jurecka sprach von einem „Liquiditätsmanagement“ zur Stützung der Wirtschaft – nagt an den Renditen. Der Finanzvorstand stellte für 2021 eine Kapitalanlagerendite von über 2,5% in Aussicht. Im vergangenen Jahr schrumpfte diese auf 3 (3,2)%. „In unserer Planung gehen wir nicht von steigenden Zinsen aus“, erläuterte er. Die Aktienquote verringerte sich um 0,4 Punkte auf 6%.

Zum Nettoergebnis des Konzerns trug die gesundete Erstversicherungstochter Ergo verstärkt bei. Das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf steuerte mit 517 (440) Mill. Euro 43% zum Konzernüberschuss bei. Währenddessen brach der Gewinn nach Steuern der Rückversicherungssparte auf 694 Mill. Euro ein. Ein Jahr zuvor waren es noch 2,3 Mrd. Euro. Aufgrund der Corona-Belastungen verschlechterte sich die Schaden-Kosten-Quote im Schaden/Unfall-Rückversicherungsgeschäft auf 105,6 (100,2)% der verdienten Nettobeiträge. Werte von über 100% zeigen an, dass Versicherer die Verwaltungskosten und Schäden nicht mehr mit den laufenden Prämieneinnahmen decken können.

Wertberichtigt Seite 8

Munich Re
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Bruttobeiträge5489051457
  Rückversicherung3732133807
  Ergo1756917650
Kapitalanlageergebnis73987822
Operatives Ergebnis19863430
Nettoergebnis12112707
  Rückversicherung6942267
  Ergo517440
Combined Ratio* (%)105,6100,2
Eigenkapitalrendite (%)5,39,2
Kapitalanlagerendite (%)3,03,2
Eigenkapital 2999430576
Kapitalanlagen (Mrd.)233,0228,8
*) Schaden-Kosten-Quote in der Schaden/Unfall-RückversicherungBörsen-Zeitung