Vergütung

Neue Bescheidenheit im SAP-Vorstand

Für Christian Klein hat die Beförderung zum alleinigen Konzernchef von SAP im vergangenen Jahr vor allem mehr Arbeit, nicht aber wirklich höhere Einkünfte mit sich ge­bracht. Sein Zufluss für die zwölf Monate des vergangenen Jahres belief sich auf...

Neue Bescheidenheit im SAP-Vorstand

Von Sebastian Schmid, Frankfurt

Für Christian Klein hat die Beförderung zum alleinigen Konzernchef von SAP im vergangenen Jahr vor allem mehr Arbeit, nicht aber wirklich höhere Einkünfte mit sich ge­bracht. Sein Zufluss für die zwölf Monate des vergangenen Jahres belief sich auf knapp 2,2 Mill. Euro, wie aus dem Vergütungsbericht, den SAP am Donnerstag veröffentlicht hat, hervorgeht. Das ist nur gut ein Zehntel des rekordhohen Zuflusses, den Vorgänger Bill McDermott 2017 einstreichen konnte. 2019, als Klein den Walldorfer Softwarekonzern nur in den drei Schlussmonaten an der Seite von Co-Chefin Jennifer Morgan geleitet hatte, waren ihm 1,85 Mill. Euro zugeflossen.

Die bereits im April ausgeschiedene US-Amerikanerin konnte sich im Vergleich zu Klein über weitaus höhere Summen freuen. Allein ihre Abfindung belief sich auf rund 15 Mill. Euro. Hinzu kamen die anteilige Festvergütung von gut 350000 Euro, Nebenleistungen in Höhe von mehr als 100000 Euro und die einjährige variable Vergütung von mehr als 1 Mill. Euro. In Summe flossen der ersten und vorerst einzigen Dax-Konzernchefin knapp 16,5 Mill. Euro zu, wobei nur knapp 1,5 Mill. Euro als zugeflossene Vergütung gelten, da Abfindungen separat ausgewiesen werden. Neben Morgan verzeichneten auch Finanzvorstand Luka Mucic (3,5 Mill. Euro) sowie die 2020 ausgeschiedenen Vorstände Michael Kleinemeier (3,0 Mill. Euro) und Stefan Ries (2,4 Mill. Euro) höhere Zuflüsse als Konzernchef Klein. Ursächlich dafür ist allerdings deren längere Zugehörigkeit zum SAP-Vorstand, die ihnen Zuflüsse aus den langfristigen variablen Vergütungsplänen beschert haben.

Kurzfristige Boni fallen aus

Klein, der 2018 in den Vorstand aufstieg, wird entsprechende Zuflüsse frühestens 2022 erhalten, so dass er auch 2021 nicht der Spitzenverdiener sein dürfte. Denn auch die einjährige variable Vergütung, die basierend auf dem Unternehmenserfolg 2020 ausgeschüttet wird, fällt dieses Jahr aufgrund des pandemiebedingt schwächeren Abschneidens von SAP für den gesamten Vorstand aus. Bei 100-prozentiger Zielerreichung hätten dem 40-jährigen CEO rund 1,9 Mill. Euro Bonus gewunken. Maximal wären sogar 2,67 Mill. Euro zusätzlich drin gewesen. Zwar wurden die Ziele von SAP zu gut zwei Dritteln erreicht. Die kurzfristige variable Vergütung fällt bei den Walldorfern aber komplett aus, wenn die Ziele nicht zu mindestens 75% erreicht werden. Da die Zielgrößen bereits im Februar 2020 festgelegt worden waren, spiegelten sie die Pandemie nicht wider.

Der Zufluss für Klein dürfte sich trotz der sicher wegfallenden kurzfristigen Vergütung auch 2021 nicht reduzieren. Der SAP-Aufsichtsrat machte von der Möglichkeit, im Ausnahmefall einer schweren Krise eine Zusatzvergütung zu gewähren, Gebrauch. Diese wurde allen aktiven Vorständen in Höhe ihres Grundgehalts zugebilligt. Klein erhält damit mindestens 2,2 Mill. Euro.

Die Zusatzvergütung will der SAP-Vor­stand allerdings nicht in die private Kasse fließen lassen, sondern stattdessen unmittelbar SAP-Aktien für den vollen Betrag erwerben, heißt es aus dem Unternehmen. Auch ansonsten jagt Klein nicht der Maximierung des persönlichen Vermögens hinterher. Wie bereits zuvor berichtet, spendete der Vorstandsvorsitzende, der keinerlei Gehaltsanhebung für die Übernahme des alleinigen Vorstandsvorsitzes erhalten hat, 20% seines Fixums an den SAP Solidarity Fund, der sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen zu helfen, die unverschuldet in Not geraten sind. Auch andere Vorstände haben großzügig gespendet.

Das bedeutet nicht, dass bei SAP nun kein Geld mehr verdient wird, nachdem McDermott sich verabschiedet hat. Falls der Aktienkurs wieder stärker zulegt und die langfristigen variablen Vergütungsbestandteile von Klein zur Auszahlung kommen, kann auch der noch junge SAP-Chef künftig mit sehr hohen Zuflüssen rechnen. Für das vergangene Jahr wurde ihm eine mehrjährige variable Vergütung gewährt, die sich in der Spitze auf bis zu 14,67 Mill. Euro belaufen kann. Generell dürfte sich der SAP-Vorstand allerdings mehrere Jahre in Bescheidenheit üben. Nachdem zahlreiche Mitglieder neu hinzugekommen sind, kann 2021 nur Luka Mucic mit langfristigen Vergütungszuflüssen rechnen und auch 2022 geht das Gros des Vorstands diesbezüglich leer aus.