HKEX

Nicolas Aguzin darf bei Hongkonger Börse ans Ruder

Hongkongs gestrenge Finanzaufsichtsbehörde Securities and Futures Commission (SFC) hat nach einem mehrwöchigen Beratungsprozess der Berufung des J.P.Morgan-Investmentbankers Nicolas Aguzin (52) zum künftigen Chief Executive des Börsenbetreibers...

Nicolas Aguzin darf bei Hongkonger Börse ans Ruder

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Hongkongs gestrenge Finanzaufsichtsbehörde Securities and Futures Commission (SFC) hat nach einem mehrwöchigen Beratungsprozess der Berufung des J.P.Morgan-Investmentbankers Nicolas Aguzin (52) zum künftigen Chief Executive des Börsenbetreibers Hong Kong Exchanges and Clearing (HKEX) ihren Segen erteilt. Das Prozedere ist am Hongkonger Finanzplatz mit einiger Spannung beobachtet worden, weil sich die Hongkonger Börse mit dem Argentinier Aguzin erstmals überhaupt für eine ausländische Spitzenkraft entschieden hat. Dies zu einem Zeitpunkt, da China die politischen Freiheiten der Sonderverwaltungszone Hongkong mit der Einführung eines drakonischen Sicherheitsgesetzes weitgehend abgeschafft hat und Hongkonger Geschicke von Peking aus direkt bestimmt.

Einmischungsfrage

Da es der chinesischen Regierung ein besonderes Anliegen ist, den international gut zugänglichen Finanzplatz Hongkong mit den Festlandbörsen in Schanghai und Shen­zhen enger zu verbinden und insgesamt stärker zu „sinisieren“, kommt ein ausländischer und damit schwerer zu beeinflussender HKEX-Chef nicht unbedingt den Pekinger Befindlichkeiten entgegen. Entsprechend hatten manche Beobachter damit gerechnet, dass Druck auf die Hongkonger SFC ausgeübt werden könnte, Aguzin die Berufung zu verweigern. Dass es nun nicht so weit gekommen ist, gilt als ein wichtiges Vertrauenssignal für Hongkongs Finanzgemeinde und weckt Hoffnungen, dass sich Pekings Einmischung in Finanzplatzangelegenheiten in Grenzen halten wird.

Aguzin folgt mit Wirkung zum 24. Mai dem im Oktober zurückgetretenen langjährigen HKEX-Chef Charles Li, unter dessen Ägide die Rolle der HKEX als Magnet für Börsengänge von Festlandunternehmen stark akzentuiert und das Handelsgeschehen durch die stärkere Anbindung zu Festlandanlegern vitalisiert wurde. Allerdings hatte sich Li mit dem Versuch eines Übernahmeangebots für die London Stock Exchange (LSE) im Sommer 2019 und damit ausgerechnet in einer Phase starker politischer Unruhen in Hongkong blamiert. Entsprechend wird man nun mit Argusaugen verfolgen, in­wiefern es Aguzin gelingen kann, globale Ambitionen der Hongkonger Börse besser zu befriedigen, ohne sich auf der Akquisitionsbühne zu verheben.