Novartis AG

Novartis macht die Pandemie zu schaffen

Die Pandemie bremst das Geschäft des Schweizer Pharmakonzerns Novartis. Das Management rechnet erst im zweiten Halbjahr wieder mit einer Rückkehr zur Normalität im Gesundheitswesen. Bis dahin dürften weiterhin viele planbare Behandlungen...

Novartis macht die Pandemie zu schaffen

swa Frankfurt

Die Pandemie bremst das Geschäft des Schweizer Pharmakonzerns Novartis. Das Management rechnet erst im zweiten Halbjahr wieder mit einer Rückkehr zur Normalität im Gesundheitswesen. Bis dahin dürften weiterhin viele planbare Behandlungen aufgeschoben werden. Entsprechend zurückhaltend formuliert das Unternehmen seine Prognose für 2021, was den Aktienkurs gestern um 2% auf 84,33 sfr drückte. Angepeilt wird währungsbereinigt ein Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich sowie eine dazu überproportionale Steigerung des operativen Kernergebnisses (bereinigtes Betriebsergebnis) im mittleren einstelligen Prozentbereich.

In der Vorhersage sei unterstellt, dass bis Mitte 2021 weltweit eine Normalisierung der Gesundheitssysteme einschließlich der Verschreibungsdynamik einsetze. Die Prognose basiere zudem auf der Annahme, dass im laufenden Jahr in den USA keine Generika von Gilenya (Multiplen Sklerose) und Sandostatin (Akromegalie) auf den Markt kommen. Beide Medikamente gehörten 2020 zu den zehn umsatzstärksten Produkten im Konzern.

Einbußen zum Auftakt

Mit Blick auf die Effekte aus der Covid-19-Pandemie stimmt Novartis für das erste Quartal auf einen Umsatzrückgang ein, zumal die Vergleichszeit des Vorjahres von Bevorratungen geprägt war, was nach Angaben des Managements drei Prozentpunkte des im ersten Quartal 2020 erreichten kräftigen Wachstums von 13% ausgemacht habe.

CEO Vas Narasimhan bekräftigt das Ziel, bis 2025 jedes Jahr Umsatz und Gewinn zu steigern. Für die auf patentgeschützte Arzneimittel fokussierte Sparte Innovative Medicines stellt der Konzern mittelfristig eine Steigerung der operativen Marge auf ein hohes 30-Prozent-Niveau in Aussicht. 2020 wurde die Rentabilität in dem Segment um 2,2 Punkte auf 35% des Umsatzes ausgebaut. Auch im Geschäft mit Nachahmermedikamenten der Division Sandoz hat Novartis 2020 trotz eines leichten Umsatzrückgangs die Marge gesteigert – von 21,5% auf 24,2%. Narasimhan unterstreicht, dass Novartis an den Aktivitäten festhalten wolle: „Wir bleiben dem Generika-Geschäft Sandoz treu“, sagte der Manager im Pressegespräch.

Große Hoffnungen setzt der Konzern auf China, wo 2020 ein zweistelliges Wachstum gelungen sei. „Wir gehen davon aus, dass wir unser dortiges Geschäft bis 2024 im Vergleich zu 2019 verdoppeln werden“, heißt es aus dem Management.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Novartis trotz Coronakrise Umsatz und Ergebnis ausgebaut. Der Nettoumsatz kam um 3% auf 48,7 Mrd. Dollar voran, wobei der Konzern nach der Anfang April 2019 abgeschlossenen Abspaltung der Augenheilsparte Alcon Zahlen für das fortgeführte Geschäft präsentiert. Mit dem Umsatzwachstum hat Novartis die Erwartungen knapp erfüllt, Analysten hatte mit 4% gerechnet. Das operative Kernergebnis kletterte währungsbereinigt überproportional um 13% auf 15,4 Mrd. Dollar, was ebenfalls am unteren Rand der Erwartungen liegt. Im Reingewinn zeigt der Konzern zu konstanten Wechselkursen ein deutliches Plus von 20% auf 8,1 Mrd. Dollar.

Dividende steigt

Den Aktionären winkt eine Dividendenerhöhung um vergleichsweise bescheidene 1,7% auf 3,00 sfr je Titel – es ist immerhin die 24. Erhöhung in Folge seit Gründung des Unternehmens im Dezember 1996. CFO Harry Kirsch hebt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung hervor, dass sich die Dividendenrendite mit 3,6% in diesen Zeiten sehen lassen könne. Außerdem habe Novartis anders als andere Konzerne nach großen Spin-offs die Ausschüttung nicht an den neuen Konzernzuschnitt angepasst. Novartis hat 2020 zudem für 2,9 Mrd. Dollar eigene Aktien zurückgekauft, die eingezogen werden. Die Anteilseigner sollen auf der Hauptversammlung am 2. März eine neue Ermächtigung für weitere Aktienrückkäufe bis zu einem Gesamtwert von maximal 10 Mrd. sfr erteilen.

In der Kapitalstruktur macht sich die Akquisition der US-Biotechnologiefirma The Medicines für 9,6 Mrd. Dollar mit einem Anstieg der Nettoverschuldung von 15,9 Mrd. auf 24,5 Mrd. Dollar bemerkbar. Der Free Cash-flow liegt mit 11,7 Mrd. Dollar um 10% unter Vorjahr, was auch auf Zahlungen zur Beilegung von Rechtsstreitigkeiten zurückzuführen ist. CFO Hirsch betont, dass es durch die Pandemie zu keiner Zeit zu Störungen in der Lieferkette oder zu Forderungsausfällen gekommen sei. Der operative Cash-flow legte von 13,5 Mrd. auf 13,6 Mrd. Dollar zu.

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