Konjunkturerwartungen

Ökonomen blicken pessimistischer in die Zukunft

Die Deutsche Industrie startet mit einem Produktionsplus ins zweite Halbjahr. Dennoch dämpfen Ökonomen die Erwartungen für den weiteren Jahresverlauf. Auch die ZEW-Konjunkturerwartungen sinken weiter.

Ökonomen blicken pessimistischer in die Zukunft

Die Konjunkturerwartungen des Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sinken den vierten Monat in Folge. Die befragten Börsenprofis blicken für die kommenden sechs Monate deutlich pessimistischer auf die konjunkturelle Entwicklung. Das Barometer sank um 13,9 auf 26,5 Zähler, wie das ZEW am Dienstag mitteilte. „Das erwartete Ausmaß und die Dynamik der Verbesserung haben sich inzwischen erheblich reduziert“, sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. Zudem belasteten der Chipmangel im Fahrzeugbau und die Ressourcenverknappung am Bau. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 30,0 Zähler gerechnet. Das ZEW hatte für das Barometer 166 Analysten und Anleger um eine Einschätzung gebeten.

Die aktuelle Lage bewerten die Befragten jedoch vergleichsweise positiv: Hier kletterte das Barometer um 2,6 auf 31,1 Punkte. Die exportabhängige deutsche Industrie profitiert derzeit zwar von steigender Nachfrage aus Übersee – vor allem aus den USA und China – doch steigende Preise wegen Materialknappheit und Lieferengpässen verhindern derzeit eine stärkere Erholung und belasten das Geschäft.

Bereits am Morgen gab das Statistische Bundesamt (Destatis) die deutsche Industrieproduktion für Juli bekannt. Nach einer schwachen Entwicklung im bisherigen Jahresverlauf konnte die Industrie ihre Gesamtproduktion nun wieder ausweiten. Sie stieg im Vergleich zum Vormonat um 1,0%. Der Produktionsrückgang vom Juni wurde von ursprünglich 1,3 auf 1,0% korrigiert. Die Warenherstellung in der Industrie stieg von Juni auf Juli um 1,3%, während die Aktivität am Bau um 1,1% zulegte. Die Energieherstellung dämpfte die Entwicklung jedoch mit einem Rückgang um 3,2%. Innerhalb der Industrie wurden vor allem Investitionsgüter wie Maschinen mehr produziert.

Nach einem Rückgang der Industrieproduktion im 2. Quartal sei der Start ins 3. Quartal freundlicher verlaufen, kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin die Zahlen. Sowohl die Autobranche als auch der Maschinenbau hätten ihre Produktion ausweiten können. „Auch wenn die Lieferengpässe bei Halbleitern, die zuletzt die Produktion bremsten, noch eine Zeit lang fortbestehen dürften, deuten die Zahlen darauf hin, dass der Tiefpunkt nun überwunden sein könnte”, erklärte das Ministerium.

Bankvolkswirte kommentierten die Zahlen angesichts der schwachen Entwicklung im laufenden Jahr eher zurückhaltend. Ein Ende des Abwärtstrends sei unwahrscheinlich, erklärte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Vielmehr dürfte sich der Mangel an Vorprodukten weiter negativ bemerkbar machen. Ähnlich äußerte sich Thomas Gitzel, Chefökonom der Liechtensteiner VP Bank: „Von einer raschen Besserung ist nicht auszugehen.” Dies deckt sich mit den Ergebnissen des ZEW-Konjunkturbarometers

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