Ministertreffen

Opec+ will wieder mehr Öl fördern

Die großen Ölförderstaaten haben sich auf eine Anhebung ihrer Produktionsmengen geeinigt von August an auf 2 Mill. Barrel pro Tag. Zudem sollen die Förderquoten im Mai 2022 neu aufgeteilt werden. Ölpreise geben nach.

Opec+ will wieder mehr Öl fördern

Das Ölkartell Opec und seine Partnerländer (Opec+) haben sich angesichts der Erholung der Weltkonjunktur auf eine deutliche Erhöhung der Ölproduktion geeinigt. Ab August werde die Öl-Allianz ihre Tagesproduktion bis auf weiteres um jeweils monatlich 400.000 Barrel (je 159 Liter) steigern, teilte die Opec am Sonntag nach einem kurzfristig einberufenen Online-Ministertreffen mit. Sollten die Marktbedingungen es zulassen, werde die noch bestehende Produktionskürzung damit im September 2022 auslaufen, hieß es.

Nach dieser Entscheidung haben die Ölpreise deutlich nachgegeben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Vormittag 71,45 US-Dollar. Das waren 2,13 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 2,20 Dollar auf 69,61 Dollar.

„Wir haben es mit Ungewissheiten zu tun“, sagte der saudische Energieminister Abdulasis bin Salman mit Blick auf die Gefahr neuer Corona-Wellen. Er wies darauf hin, dass die Öl-Allianz an ihren monatlichen Treffen zur Einschätzung der Marktlage festhalten werde. Die nächste Beratung der Öl-Allianz ist für den 1. September geplant.

Die Folgen der Entscheidung für die Bezieher von Heizöl und für die Autofahrer sind noch schwer abzusehen. Sprit ist inzwischen schon so teuer wie zuletzt im Herbst 2018. Im Vergleich zum von der Corona-Krise geprägten Sommer 2020 kostet Kraftstoff gut 20% mehr.

Die 23 Staaten einigten sich auf einen neuen Zuschnitt bei den Förder-Anteilen, der ab Mai 2022 wirksam werden soll. Davon profitieren Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait und Irak sowie Russland als wichtigstes Partnerland. Ein Streit zwischen Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten über Förderquoten hatte eine Einigung vor zwei Wochen noch verhindert.

Russlands Vize-Regierungschef Alexander Nowak sagte dem Staatsfernsehen, auf dem Markt sei die Nachfrage nach Öl und Erdölprodukten gestiegen und nun gebe es ein Defizit. Mit der Opec-Entscheidung werde die Ölproduktion auf das Niveau vor der Corona-Pandemie zurückgeführt. „Für Russland bedeutet das zum Beispiel, dass wir schon im nächsten Mai das Vorkrisenniveau erreichen werden.“

Zu Beginn der Corona-Pandemie hatte die Allianz Opec+ im Vorjahr die Tagesproduktion um rund 9,7 Mill. Barrel gekürzt. Dadurch gelang es, die Ölpreise zu stützen, die wegen des Einbruchs der Weltkonjunktur stark gefallen waren. Inzwischen wurde der Ölhahn nach und nach aufgedreht. Die Produktionskürzung liegt nun noch bei etwa 5,7 Mill. Barrel am Tag. Auch dank des Förder-Limits ist der Preis für Rohöl seit Jahresbeginn um rund 40% gestiegen.

Die Opec geht davon aus, dass 2022 wieder ein weltweiter Öl-Bedarf herrscht wie vor der Corona-Krise. Das würde eine Nachfrage von rund 100 Mill. Barrel am Tag bedeuten. Die Allianz Opec+ liefert davon etwa 45%.

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