Durchsuchung

Adler hält nach Razzia an Rechtsvorstand Frank fest

Der Wohnungskonzern Adler will auf die Dienste seines Rechtschefs Sven-Christian Frank nicht verzichten. Der Topmanager gehört zu den Beschuldigten, gegen die die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt.

Adler hält nach Razzia an Rechtsvorstand Frank fest

Adler hält nach Razzia an Frank fest

hek Frankfurt
Von Helmut Kipp, Frankfurt

Nach den Durchsuchungen vom vergangenen Mittwoch hat sich der Wohnimmobilienkonzern Adler hinter Rechtsvorstand Sven-Christian Frank gestellt. Der Topmanager gehört zum Kreis der Beschuldigten, gegen den die Staatsanwaltschaft Frankfurt unter dem Verdacht der Falschbilanzierung, der Marktmanipulation und der Untreue ermittelt. Rund 175 Beamte der Staatsanwaltschaft und des Bundeskriminalamts hatten Büros von Adler Real Estate, der deutschen Kerngesellschaft der in Luxemburg ansässigen Adler Group, durchsucht.

Der Verwaltungsrat von Adler Group und der Aufsichtsrat von Adler Real Estate hätten Frank ihr volles Vertrauen und ihre Unterstützung ausgesprochen, heißt es in der Firmenmitteilung. Frank habe um vorübergehende Entbindung von seinen Aufgaben gebeten, was beide Gremien abgelehnt hätten.

Seit Juni 2016 im Vorstand

Der Rechtsanwalt und Mediator ist Chief Legal Officer der Adler Group. Anders als CEO Thierry Beaudemoulin und CFO Thomas Echelmeyer hat er keinen Sitz im Verwaltungsrat, ist aber Teil des Senior Managements. Bei der Tochter Adler Real Estate ist der 1965 in München geborene Manager seit September 2015 an Bord und gehört seit Juni 2016 dem Vorstand an. Gemäß den Angaben auf der Homepage war er bis Ende März 2021 für das operative Management sowie für Transaktionen zuständig und übernahm dann das Rechtsressort. Des Weiteren fungiert Frank als Alleinvorstand der maroden Projektentwicklungstochter Consus. Vor dem Wechsel zu Adler Real Estate war er in leitenden Funktionen für Immobilienunternehmen wie Gestrim Deutschland und Deutsche Real Estate tätig.

„Die zugrundeliegenden Geschäftsvorfälle sind seit Jahren bekannt und waren bereits Gegenstand mehrerer externer sowie interner Untersuchungen und Analysen“, macht Adler in der Mitteilung geltend. Dabei sei kein Fehlverhalten Franks in seiner Funktion als Adler-Real-Estate-Vorstand festgestellt worden. Daher gebe es für beide Gremien, also Verwaltungsrat und Aufsichtsrat, keine Veranlassung, auf die „herausragende Expertise“ Franks zu verzichten.

Verkauf innerhalb eines Wochenendes

Die richterlich angeordneten Ermittlungen beziehen sich den Angaben zufolge auf Geschäftsvorfälle bei Adler Real Estate im Zeitraum 2019/2020, also eine Phase, in der Frank Transaktionsvorstand war. Inhaltlich steht das Projekt Glasmacherviertel im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim im Fokus, wie Adler bestätigt. Strittig ist bilanzielle Behandlung des Bauvorhabens. Außerdem geht es laut Adler um zwei Beraterverträge mit einem der Beschuldigten.

Gemäß dem im April 2022 vorgelegten Sonderprüfungsbericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG wurde das Gerresheimer Projekt innerhalb eines Wochenendes an ein Unternehmen von Josef Schrattbauer verkauft, einen Schwager des umstrittenen Investors Cevdet Caner, der seinerzeit ein wichtiger Berater der Adler Group war. Die Transaktionsbewertung von 375 Mill. Euro habe um 80 % über dem intern kalkulierten Wert von 208 Mill. Euro gelegen, schreibt KPMG: „Eine nachvollziehbare Begründung für den höheren Kaufpreis konnte uns nicht vorgelegt werden.“ Später wurde der Deal rückabgewickelt.

Fehlerfeststellung der BaFin

Brisant ist die Transaktion vor allem mit Blick auf die in Anleihebedingungen festgeschriebene Obergrenze für die Verschuldung (Loan-to-Value). Im Kern laufen die Beschuldigungen darauf hinaus, dass der Deal dazu diente, den Verschuldungsgrad zu senken. Die Transaktion habe zu einer „nicht sachgerechten“ Entlastung des LtV geführt, konstatierte KPMG. Nach Berechnungen der Sonderprüfer wäre der Schwellenwert von 60 % zum 30. September 2019 überschritten worden.

Die Bewertung des bei Brack Capital, einer Tochter von Adler Real Estate, angesiedelten Glasmacher-Projekts hatte bereits der britische Shortseller Fraser Perring im Herbst 2021 im Report seiner Firma Viceroy angegriffen. Auch die Finanzaufsicht BaFin hat die Bewertung beanstandet und eine Fehlerfeststellung verschickt.

Das Projekt in Gerresheim sei im Konzernabschluss 2019 von Adler Real Estate um mindestens 170 Mill. bis höchstens 233 Mill. Euro zu hoch bewertet worden, moniert die Behörde. Adler hingegen hält den höheren Bilanzansatz nach wie vor für ordnungsgemäß und korrekt.