PERSONEN

Bertazzo neuer CEO von Atlantia

bl - Der italienische Infrastrukturkonzern Atlantia setzt seinen personellen Umbau fort. Mit Carlo Bertazzo wurde nun ein langjähriger Manager der Benetton-Gruppe zum CEO berufen. Er soll für die italienischen Aktivitäten von Atlantia verantwortlich...

Bertazzo neuer CEO von Atlantia

bl – Der italienische Infrastrukturkonzern Atlantia setzt seinen personellen Umbau fort. Mit Carlo Bertazzo wurde nun ein langjähriger Manager der Benetton-Gruppe zum CEO berufen. Er soll für die italienischen Aktivitäten von Atlantia verantwortlich sein. Ein weiterer CEO soll demnächst die Zuständigkeit für das internationale Geschäft übernehmen.Bertazzo folgt auf Giovanni Castellucci, der über viele Jahre an der Spitze von Atlantia stand, aber im September seinen Hut nehmen musste. Er wurde Opfer der infolge des Einsturzes einer Autobahnbrücke in Genua bekannt gewordenen Versäumnisse der Atlantia-Tochter Autostrade per l’Italia (Aspi) bei der Wartung eines 3 255 Kilometer langen Autobahnnetzes, für das Aspi die Konzession hat. Im Zuge von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Genua wurde bekannt, dass Aspi schon seit 2014 über den Zustand der Brücke Bescheid wusste und außerdem noch nach dem Einsturz Berichte über den Zustand von Brücken und Tunnels geschönt hatte.In den letzten Monaten stürzte eine weitere Brücke eines anderen Autobahnbetreibers ein. Zudem fielen Betonteile von Tunnels des Aspi-Netzes auf die Fahrbahn. Die Regierung droht Aspi mit dem Entzug der Konzession.Der 54-jährige Bertazzo, der bis dato Führungspositionen bei diversen Töchtern des Benetton-Imperiums, das Atlantia zu 30,2 % kontrolliert, bekleidet hat, übernimmt also eine höchst schwierige Aufgabe. Seit dem Ausscheiden Castelluccis hatten Präsident Fabio Cerchiai und andere Manager die Aufgabe des CEO übernommen. Bertazzo arbeitet seit 1994 für die Benettons und war vorher bei der Banca Commerciale Italiana, einem Vorläufer-Institut der Banca Intesa Sanpaolo. Außerdem war er für die Holding der Familie Agnelli tätig.Unterdessen haben mehrere ausländische Atlantia-Aktionäre einen Brief an die EU-Kommission geschrieben, in dem sie vor einem Entzug der Autobahnkonzession warnen. Sie fordern die EU auf, zu handeln und für Rechtssicherheit zu sorgen. Es gehe nicht an, im Nachhinein Vertragsbedingungen zu ändern. Italiens Regierung hatte Ende Dezember per Dekret die Entschädigungszahlungen im Fall eines Konzessionsentzugs drastisch reduziert und einen Konzessionsentzug erleichtert. Das Dekret muss jedoch bis Ende Februar noch vom Abgeordnetenhaus abgesegnet werden. Die Regierung ist in dieser Frage intern uneins, so dass Änderungen denkbar sind. Die EU müsse die Änderungen für ungültig erklären, so die Aktionäre, die anonym blieben. Brüssel reagierte in einer ersten Stellungnahme kühl und bezeichnete den Fall als inneritalienische Angelegenheit. Zu den Atlantia-Aktionären gehören neben den Benettons Lazard, HSBC und der Staatsfonds von Singapur.Luciano Benetton, Chef des Familienclans, hatte kürzlich eine Mitverantwortung des Unternehmens eingestanden und dafür skrupellose Manager verantwortlich gemacht. Unterdessen korrigierte nach Moody’s und Fitch auch die Ratingagentur Standard & Poor’s ihre Bewertung von Atlantia auf Ramschniveau (BB-) mit negativem Ausblick.