Bewährungsstrafen für Agnelli und Nedved
Ex-Juve-Präsident Andrea Agnelli akzeptiert Bewährungsstrafe
bl Mailand
Andrea Agnelli (49) wollte lieber ein Ende mit Schrecken als einen Schrecken ohne Ende. So akzeptierte der Ex-Präsident des börsennotierten Fußballclubs Juventus Turin im Prozess um falsche Buchführung eine Bewährungsstrafe von 20 Monaten. Auch Ex-Vizepräsident Pavel Nedved und Ex-Sportdirektor Fabio Paratici erhielten Bewährungsstrafen.
Nach italienischem Recht bedeutet die getroffene Vereinbarung kein Schuldeingeständnis. Agnelli bestreitet weiterhin Fehlverhalten seinerseits. Er habe aber weitere gerichtliche Auseinandersetzungen vermeiden wollen, die sich noch über Jahre hätten hinziehen können.
Eine baldige Rückkehr des Sprosses der früheren Fiat-Eigner, der indirekt mehr als 6% der Familienholding Exor (Beteiligungen an Ferrari, CNH Industrial, Stellantis etc.) kontrolliert, in frühere Funktionen scheint jedoch vorerst ausgeschlossen. Der Onkel des Clanchefs John Elkann war Ende 2022 sowohl von seinem Posten als Präsident des seit 102 Jahren von der Familie kontrollierten Fußballclubs als auch von diversen Verwaltungsratsposten etwa bei Stellantis und Exor zurückgetreten. Der Vater von vier Kindern, davon zwei mit seiner zweiten Frau, lebt in Amsterdam.
Unter seiner Ägide hatte Juventus neun Meistertitel gewonnen. Doch die Justiz ermittelte wegen einer angeblichen Schönung der katastrophalen finanziellen Situation durch fingierte Transfererlöse in Höhe von 155 Mill. Euro zwischen 2019 und 2021 sowie eine Irreführung von Investoren wegen eines fingierten Gehaltsverzichts der Profis während der Corona-Pandemie. Exor, mit 64% größter Aktionär, musste angesichts der dramatischen Lage in mehreren Kapitalerhöhungen 700 Mill. Euro zuschießen. Juventus wurde in der Saison 2022/23 mit einem Abzug von zehn Punkten bestraft.
Für Andrea, der sich für die Energiewende engagiert und einer Stiftung für Onkologie vorsteht, besteht nun theoretisch die Chance für die Übernahme neuer Posten im Familienimperium. Das wird jedoch erschwert durch seine angeblich sehr gespannte Beziehung zu John Elkann. Agnelli war auch einer der Protagonisten der Einführung einer europäischen Super-Liga, die jedoch (vorerst) beerdigt worden ist.