"Sandersdorf-Brehna statt New York"

Christian Lindner wird Autohändler

Christian Lindner hat ab Januar 2026 einen neuen Job: Der Ex-Finanzminister steigt als stellvertretender Vorstandschef beim mittelständischen Autodiscounter Autoland ein.

Christian Lindner wird Autohändler

Kein Hedgefonds, kein New York: Lindner wird Autohändler

Von Andreas Heitker, Berlin

Christian Lindner hat einen neuen Job: Der langjährige FDP-Chef und Ex-Finanzminister wird am 1. Januar stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Autodiscounters Autoland AG. Das Handelsunternehmen mit seiner Zentrale in Sandersdorf-Brehna in Sachsen-Anhalt und einem Firmensitz in Berlin will in diesem Jahr erstmals einen Umsatz von 1 Mrd. Euro erreichen und dabei knapp 60.000 Fahrzeuge verkaufen. „Der frühere Bundesfinanzminister, bekennende Autofahrer und Kommunikationsexperte wird in seiner neuen Rolle die Bereiche Marketing, Vertrieb und Digitalisierung verantworten“, teilte Autoland nach der Bestellung durch den Aufsichtsrat mit.

Linder will dahin, „wo das Herz der deutschen Wirtschaft schlägt“

Lindner, der im Oktober auch schon eine neue Aufgabe als Senior Advisor bei der US-Beratungsfirma Teneo angenommen hatte, begründete seine Entscheidung damit, dass ihn der Mittelstand schon immer mit Unternehmergeist, Einfallsreichtum und Leistungsfreude beeindruckt habe. Er wolle nun „selbst dort arbeiten, wo das Herz der deutschen Wirtschaft schlägt“, schrieb der 46-Jährige auf LinkedIn. Für ihn sei zudem individuelle Mobilität „eine Frage der Freiheit“. Deshalb dürfe das Auto nicht zum Luxusgut für wenige werden, sondern müsse bezahlbar bleiben. „Das ist die Mission von Autoland und meine. Es gilt also: Auto statt Hedgefonds, Sandersdorf-Brehna statt New York.“

Wilfried Wilhelm Anclam, Gründer, alleiniger Eigentümer und Vorstandschef von Autoland, feierte seinen prominenten Neuzugang: Lindner sei nicht nur „einer der profiliertesten Verfechter der individuellen Mobilität“, sondern auch „ein Macher“, der bewiesen habe, dass er Vertrieb und Kampagne beherrsche. Anclam, Jahrgang 1957, hatte nach seiner Ausbildung als Polizeibeamter bereits 1978 als Autohändler begonnen – „in einer Garage in Hannover“. Heute ist sein Unternehmen Autoland nach eigenen Angaben Deutschlands größter herstellerunabhängige Automobildiscounter mit 1.500 Mitarbeitern, 32 Niederlassungen in neun Bundesländern und dem Geschäftsschwerpunkt in Ostdeutschland.

Wie Steve Jobs hat auch er in einer Garage angefangen. Nicht in Kalifornien, dafür in Hannover: Wilfried Wilhelm Anclam, Alleineigentümer und Vorstandschef der Autoland AG.
Foto: Autoland

Anclam verwies auf das starke Wachstum. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, um die Führung des Unternehmens für die Zukunft größer aufzustellen. Der frühere Finanzminister soll in diesem Plan den Vertrieb stärken, die Digitalisierung unterschiedlicher Geschäftsbereiche beschleunigen und die Internationalisierung vorantreiben. „Mit ihm steigern wir die Bekanntheit und Reputation unseres Unternehmens in höchstem Maße“, ist sich Anclam sicher.

Der bekennende Porschefahrer Lindner, der in jungen Jahren bereits zwei eigene Unternehmen gegründet hatte, erklärte, Autoland sei künftig sein „beruflicher Schwerpunkt“. Daneben engagiere er sich weiter als Aufsichtsrat und Berater für Unternehmen und Stiftungen, deren Menschen, Themen und Visionen ihn inspirierten. Das Bundeskabinett hatte bereits im Oktober über Genehmigungen befunden, die wegen Lindners Karenzzeit nötig waren. So zieht der Ex-Parteichef unter anderem als unabhängiges Mitglied in das Shareholder-Board des Personaldienstleisters Stepstone ein, einem Joint Venture von KKR und der Axel Springer SE.