Schwelm-Sprockhövel

Dauerstreit um Sparkassenspitze

Der CDU-Kommunalpolitiker Oliver Flüshöh soll die Leitung der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel übernehmen. Dieser Plan sorgt für viel Unmut. Die BaFin pocht auf eine lange Qualifizierungszeit, der Verwaltungsratschef beharrt jedoch auf der umstrittenen Entscheidung.

Dauerstreit um Sparkassenspitze

Dauerstreit um Sparkassenspitze in Schwelm-Sprockhövel

Von Antje Kullrich, Düsseldorf

Seit Monaten schon schwelt die Debatte am Rande des Sauerlands, östlich von Wuppertal. Die Nachfolge an der Spitze der fusionierten Sparkasse Schwelm-Sprockhövel ist ein Politikum, das nicht nur lokal für eine Dauerdiskussion sorgt, sondern auch bundesweit immer wieder für Aufmerksamkeit sorgt. Gerade war das kleine Institut mit seiner Bilanzsumme von 1,6 Mrd. Euro auch Thema in einem Beitrag des ARD-Magazins „Report Mainz“.

Und darum geht es: Der Kommunalpolitiker Oliver Flüshöh soll 2025 Vorstandsvorsitzender der Sparkasse werden. Als CDU-Fraktionschef im Kreistag saß er jedoch bis zum Frühjahr selbst im Verwaltungsrat des Instituts. Die Art und Weise seiner Berufung hat nicht nur dem politischen Gegner, sondern auch vielen Bürgern nicht gefallen. Auch die BaFin redet mittlerweile ein Wörtchen mit.

Interimslösung

Die Vorgeschichte begann schon ein Jahr früher: Im Februar 2022 war der langjährige Vorstandschef Michael Lindermann plötzlich entlassen worden. Schon diese Personalie ging nicht konfliktfrei über die Bühne. Lindermann klagte gegen seinen früheren Arbeitgeber, Ende vergangenen Jahres einigten sich die Parteien auf einen Vergleich. Im Februar 2023 wurde dann Christoph Terkuhlen zum Vorstandschef ernannt. Lindermanns ehemaliger Stellvertreter hatte das Amt schon kommissarisch ein Jahr lang inne. Gleichzeitig gab die Sparkasse noch eine weit in die Zukunft gerichtete Personalie bekannt, die seitdem die Gemüter erhitzt. Da es sich bei Terkuhlen nur um eine Übergangslösung handelt – er geht in zwei Jahren altersbedingt in Rente – soll 2025 Oliver Flüshöh die Leitung der Sparkasse übernehmen.

Der stand bei der Suche nach einer langfristigen Lösung eigentlich gar nicht auf der Kandidatenliste. Denn Flüshöh war langjähriges Mitglied des Verwaltungsrats der Sparkasse und als CDU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag einflussreicher Kommunalpolitiker. In dem Findungsprozess für den Vorstandsvorsitz Anfang des Jahres, bei dem auch ein Personalberater eingeschaltet war, hatte die Sparkasse nach eigenem Bekunden jedoch niemanden gefunden. Dann wurde Flüshöh ins Spiel gebracht – ohne offizielles Bewerberverfahren.

Der 48-Jährige ist zwar ausgebildeter Bankkaufmann, hat aber danach Jura studiert und ist Rechtsanwalt geworden. Zwar hat er in seiner beruflichen Tätigkeit in einem Verband mit Sparkassenthemen zu tun gehabt, in der Leitungsfunktion einer Bank hat er jedoch nie gearbeitet. Zwei Jahre soll er deshalb jetzt als Generalbevollmächtigter der Sparkasse sozusagen in die Führungslehre gehen. Die BaFin hat jedoch signalisiert, dass ihr das als Qualifizierungszeit nicht ausreicht. Die Finanzaufsicht, die die fachliche Eignung von Bankleitern überwacht, pocht auf eine Frist von drei Jahren, ehe Flüshöh an die Vorstandsspitze rücken kann.

Die Sparkasse muss jetzt reagieren. Der amtierende Chef Christoph Terkuhlen wollte sich auf Anfrage der Börsen-Zeitung noch nicht äußern, ob er für ein weiteres Jahr an der Spitze zur Verfügung steht. Die nächste Verwaltungsratssitzung ist nach Informationen dieser Zeitung auf den 29. September terminiert.

Viele Fragen bleiben offen

Auch sonst bleiben eine Menge Fragen offen. Warum gab es keine geeigneten Bewerber aus dem eigenen Haus? Oder: Warum kann bei der langen Qualifizierungszeit von Flüshöh nicht jemand aus dem operativen Geschäft der Sparkasse in dieser Zeit weiterentwickelt werden, um die Aufgabe zu übernehmen? Der Verwaltungsratsvorsitzende Hans-Werner Kick (SPD) wollte sich dazu mit Verweis auf die Vertraulichkeit von Personalangelegenheiten nicht äußern. Das Bewerbungsverfahren nach dem vielen Ärger doch noch einmal neu zu starten – bis 2026 bliebe ja noch viel Zeit –, werde ihm zufolge jedoch nicht überlegt: „Der Verwaltungsrat steht zu dem Plan, dass Herr Flüshöh nach dem Ausscheiden von Herrn Terkuhlen dessen Nachfolge als Vorstandsvorsitzender antritt. Eine erneute Ausschreibung der Stelle ist nicht vorgesehen.“

Oliver Flüshöh

Christoph Terkuhlen

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