Herman Van Rompuy

Der erste EU-Ratspräsident wird 75

Herman Van Rompuy hat als erster EU-Ratspräsident seinen Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Heute ist seine Stimme in Brüssel nur noch selten zu vernehmen. Am Montag wird der Belgier 75 Jahre alt.

Der erste EU-Ratspräsident wird 75

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Im Dezember ist es genau zehn Jahre her, dass der Friedensnobelpreis an „die EU“ verliehen wurde. Die Spitzen der drei EU-Institutionen waren damals nach Oslo gereist, um den Preis entgegenzunehmen, unter ihnen der damalige EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy. Und der Belgier sagte in seiner Dankesrede bereits damals Sätze, die im Nachhinein gesehen wohl viel zu wenig beachtet wurden: Krieg sei heute in Europa unvorstellbar, aber nicht unmöglich, warnte er nämlich. Und die Aufgabe auch der EU laute nun, Frieden zu bewahren, wo schon Frieden herrsche.

Heute ist die Stimme Van Rompuys in Brüssel nur noch selten zu hören, auch wenn er im Hintergrund immer noch als Präsident des angesehenen Thinktanks European Policy Centre (EPC) aktiv ist. Allerdings hatte sich der Vater von vier Kindern auch in seiner aktiven Politikerkarriere selbst fast nie in den Vordergrund gespielt. In Belgien wurde Van Rompuy aufgrund seines eher unscheinbaren und zurückhaltenden Auftretens damals sogar der Spitzname „Die Sphinx“ verpasst. Seinen Platz in den EU-Geschichtsbüchern hat der konservative Politiker aber dennoch sicher: Denn nach einer kurzen Zeit als Regierungschef seines Landes war er von Dezember 2009 bis Ende November 2014 für zwei Amtszeiten der erste ständige Präsident des Europäischen Rates.

Seither folgten in diesem Amt nur noch der Pole Donald Tusk sowie der aktuelle Ratspräsident Charles Michel, ebenfalls ein Belgier. Van Rompuy wurde anfangs auch kritisch beäugt und zeitweise sogar nur als zweitklassiger Ersatz für vermeintlich echte politische Größen der EU angesehen. Es gelang ihm aber, dies recht schnell zu ändern und sich mit seinen bedächtigen, aber klaren Formulierungen als Dirigent im Konzert der damals noch 28 Staats- und Regierungschefs durchzusetzen. Unter den Brüsseler Diplomaten erwarb er sich den Ruf eines hartnäckigen Verhandlers.

Für seinen Einsatz um die Einigung Europas erhielt Herman Van Rompuy zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 2014 den Aachener Karlspreis. Der bis heute stets gelassen wirkende Van Rompuy feiert am Montag seinen 75. Geburtstag.