Nachfolger von Oliver Zipse

Der Favorit Milan Nedeljkovic wird Vorstandschef von BMW

Der Aufsichtsrat von BMW hat sich für Milan Nedeljkovic entschieden: Nach der Hauptversammlung im Mai 2026 wird er Nachfolger von Vorstandschef Oliver Zipse. Mit ihm setzt BMW zwei Traditionen fort.

Der Favorit Milan Nedeljkovic wird Vorstandschef von BMW

Der Favorit Milan Nedeljkovic
wird Vorstandschef von BMW

Von Joachim Herr, München

BMW setzt eine Tradition fort: Auch der nächste Vorstandsvorsitzende hat schon eine längere Karriere in dem Auto- und Motorradkonzern absolviert. Und wieder einmal wird der Produktionsvorstand an die Spitze berufen. Der 56 Jahre alte Milan Nedeljkovic, seit 1993 im Unternehmen und seit 2019 im Vorstand, übernimmt nach der Hauptversammlung am 13. Mai des nächsten Jahres die Aufgabe von Oliver Zipse, wie BMW am Dienstag nach einer Aufsichtsratssitzung ankündigte. Zipse, der seit 2019 Vorstandschef ist, ist dann 62 Jahre alt. 2023 war sein Vertrag über die interne Altersgrenze von 60 Jahren für die obersten Führungskräfte hinaus bis August 2026 verlängert worden.

So wie Zipses Abschied abzusehen war, fand sich Nedeljkovic seit längerem in der Rolle des Favoriten mit den größten Chancen für die Nachfolge. Mit der Ernennung des gebürtigen Serben vor sechs Jahren zum Produktionsvorstand waren die Weichen mehr oder weniger gestellt. Auch Zipse war vor seiner Berufung zum Vorsitzenden für dieses wichtige Ressort verantwortlich – ebenso wie seine Vorgänger Harald Krüger (CEO von 2015 bis 2019), Norbert Reithofer (von 2006 bis 2015) und Joachim Milberg (1999 bis 2002). Einzige Ausnahme seit Beginn dieses Jahrtausends war Helmut Panke (2002 bis 2006), der zuvor für das Finanzressort verantwortlich gewesen war.

Start der Neuen Klasse

Zipse tritt nach 35 Jahren im Unternehmen zu einem Zeitpunkt ab, zu dem BMW mit der sogenannten Neuen Klasse die Modellpolitik für die nächsten Jahre festgezurrt hat. Der Marktstart des ersten Serienmodells, des vollelektrischen SUV iX3, ist in Europa für das nächste Frühjahr geplant. Strategie und Technologie der neuen Fahrzeuggeneration, die in 40 neue oder überarbeitete Modelle eingebaut wird, ist eng mit Produktionsvorstand Nedeljkovic verbunden. Auch dieser wesentliche Aspekt spricht für ihn als künftigen CEO.

„Wir folgen dem Markt“

BMW hat behutsam die Elektrostrategie weiterentwickelt. „Technologieoffenheit“ lautet Zipses Zauberwort. Der Kunde entscheide über die Antriebsart. „Wir folgen dem Markt“, formuliert es Nedeljkovic. Auf einer Produktionslinie fertigt BMW sowohl Fahrzeuge mit Batterie- oder Hybridantrieb als auch mit Verbrennungsmotor.

Verglichen mit der Konkurrenz, vor allem Mercedes-Benz, bewältigt der Münchner Konzern den Wandel zur E-Mobilität und die Nachfrageschwäche der Branche in diesem Jahr wesentlich besser. Auch mit einem Anteil von 18% der rein batterieelektrischen Autos am gesamten Absatz in den ersten neun Monaten liegt BMW weit vor Mercedes und auch vor Audi.

Eine harte Zeit für die Branche

Freilich hat auch Nedeljkovic keine leichte Phase für BMW und die gesamte Autoindustrie vor sich – trotz der nach Angaben des Unternehmens positiven Resonanz auf die Neue Klasse: der scharfe Wettbewerb in China, wo auch BMW Absatzeinbußen erleidet, die irrationale und unberechenbare Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump und das Hin und Her in Europa über emissionsfreies Autofahren von 2035 an.

Der promovierte Maschinenbau-Ingenieur Nedeljkovic erhält als Vorstandschef vom Aufsichtsrat einen Fünfjahresvertrag bis 2031. Dessen Vorsitzender Nicolas Peter hebt in einer Mitteilung den „strategischen Weitblick, große Umsetzungsstärke und unternehmerisches Denken“ des künftigen CEO hervor. Peter geht auch auf das Thema Nachhaltigkeit ein: Nedeljkovic stehe für eine klare Fokussierung im Umgang mit ökonomischen und ökologischen Ressourcen. Der Aufsichtsratsvorsitzende lobt zudem dessen Rolle als Führungskraft: „Milan Nedeljkovic begeistert Menschen für Ideen, versammelt sie hinter gemeinsamen Werten und motiviert sie somit zu Höchstleistungen.“

Der Betriebsrat hat Vertrauen

Der Betriebsrat äußert sich in der Mitteilung ebenfalls über den neuen Konzernchef. Er „genießt hohes Ansehen und Vertrauen in der Belegschaft“, sagt der Vorsitzende Martin Kimmich. Falls es Konflikte zwischen der Arbeitnehmerseite und dem Management gibt, dringen diese so gut wie nicht nach außen: Dafür ist BMW bekannt. Kimmich spricht von einer „langen Tradition der partnerschaftlichen Zusammenarbeit“, die der Betriebsrat mit Nedeljkovic fortsetzen wolle.