Doppelrolle von Lars Rebien Sørensen bei Novo Nordisk besiegelt
Doppelrolle von Lars Rebien Sørensen bei Novo Nordisk besiegelt
Doppelposten von Sørensen bei Novo besiegelt
kro Frankfurt
Die Hauptaktionärin von Novo Nordisk greift bei dem von Wachstumsschwäche geplagten Abnehmspritzen-Hersteller durch: Die Novo Nordisk Stiftung, die mehr als 77% der Stimmrechte an dem dänischen Unternehmen kontrolliert, hat ihren Vorsitzenden und langjährigen Ex-Novo-CEO Lars Rebien Sørensen bei einer außerordentlichen Hauptversammlung als Chefaufseher von Novo Nordisk installiert. Der Manager soll den Pharmakonzern, der vor nicht allzu langer Zeit Europas wertvollstes Unternehmen war, bis zur nächsten Hauptversammlung am 26. März 2026 beaufsichtigen. Er löst den bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Helge Lund damit ab.
Bereits im Mai war der damalige Novo-Nordisk-CEO Lars Fruergaard Jörgensen überraschend ausgetauscht worden, aus Furcht, der Konzern könnte noch mehr Anteile im zunehmend umkämpften Markt für Abnehm-Mittel verlieren – speziell an den Dauer-Rivalen Eli Lilly. An Stelle von Jörgensen rückte der langjährige Novo-Manager Mike Doustdar, der eine Umstrukturierung eingeleitet hat, die auch den Abbau von 9.000 Arbeitsplätzen vorsieht. Im Zuge der außerordentlichen Hauptversammlung sind neben Helge Lund nun auch weitere Aufsichtsratsmitglieder zurückgetreten und mit von der Novo-Stiftung vorgeschlagenen Nachfolgern ersetzt worden.
Kritische Töne von Aktionären und Analysten
Die Wahl von Sørensen zum neuen Chefkontrolleur hatte die Novo-Stiftung bereits im Oktober angekündigt – und damit Kritik auf sich gezogen: Sie habe dadurch unbeschränkte Handlungsfreiheit, schrieb etwa ein Analyst von BMO Capital Markets. Bei der HSBC hieß es, dass sich die Stiftung damit nicht anders verhalte, "als ein aktivistischer Investor“. Die Aktionärsorganisation Danish Shareholders' Association, die insgesamt 17.000 Mitglieder vertritt, darunter viele Novo-Anleger, hatte zudem gefordert, dass es bei Novo Nordisk und der Stiftung nicht zu einer Durchmischung kommen dürfe. Der norwegische Staatsfonds NBIM, drittgrößter Aktionär von Novo, hatte denn auch angekündigt, sich bei der Wahl zu enthalten. Der kalifornische Lehrerpensionsfonds CalSTRS hatte sich ebenfalls gegen die Neuaufstellung des Gremiums ausgesprochen.
Die Fondsgesellschaft und Novo-Aktionärin Union Investment sieht die Doppelrolle von Sørensen zwar auch kritisch. Die schwierige Lage des Unternehmens und die hohe fachliche Expertise des neuen Aufsichtsratsvorsitzenden würden den Schritt jedoch rechtfertigen, sagte Portfolio-Manager Markus Manns der Börsen-Zeitung. „Wir sind sicher, dass sich Novo der Governance-Bedenken bewusst ist und mittelfristig an einer Lösung arbeitet.“ Union Investment habe für den Schritt gestimmt.
Sørensen sagte nach seiner Wahl, dass er „als künftiger Aufsichtsratsvorsitzender nicht nur die Interessen der Novo-Nordisk-Stiftung, sondern die aller Aktionäre des Unternehmens vertreten“ werde.
Die Novo-Aktie hat in den vergangenen zwölf Monaten fast 60% an Wert verloren. Der Konzern hat seine Prognose kürzlich zum vierten Mal in diesem Jahr gesenkt.
