Jared Isaacman

Ein Nasa-Nominierter als Friedensbote für Trump und Musk

Jared Isaacman soll nach viel Hin und Her nun doch die Führung der US-Raumfahrtbehörde übernehmen. Die Personalie ist Anzeichen für ein Tauwetter zwischen Donald Trump und Elon Musk.

Ein Nasa-Nominierter als Friedensbote für Trump und Musk

Nasa-Nominierter als Friedensbote

Von Alex Wehnert, New York

Es ist eine der ungewöhnlicheren Wenden von Donald Trump: Der für seinen volatilen politischen Kurs bekannte US-Präsident hat den Hobby-Astronauten Jared Isaacman erneut für den Vorsitz der Raumfahrtbehörde Nasa nominiert. Dabei hatte der Republikaner seine Unterstützung für den Unternehmer im Mai zurückgezogen, kurz bevor der Senat über dessen Bestätigung im Amt abstimmen sollte. Es sei „essenziell, dass der nächste Anführer der Nasa komplett mit Präsident Trumps ‚America First‘-Agenda übereinstimmt“, hieß es seinerzeit vom Weißen Haus – Isaacman passte als Verbündeter von Elon Musk da plötzlich nicht mehr ins Bild.

Zeichen stehen auf Tauwetter

Der reichste Mensch der Welt, der als Leiter der Effizienzbehörde Doge einen Kahlschlag im Regierungsapparat verantwortete, verließ die US-Administration Anfang Juni im Streit über Trumps Mega-Haushaltspaket, die „Big, Beautiful Bill“. Nach dem folgenden, hässlichen öffentlichen Zerwürfnis zwischen dem Milliardär und dem Präsidenten stehen die Zeichen aber wieder auf Tauwetter.

Bei der Trauerfeier für den rechten Aktivisten Charlie Kirk Ende September waren beide anwesend und wurden nebeneinander sitzend fotografiert. Laut Trump führten sie ein „kleines Gespräch“. Gegenüber dem Magazin „Politico“ sagte der Präsident im Rahmen seiner Japan-Reise im Oktober, er habe „Elon immer gemocht“ und werde „ihn wohl auch immer mögen“. Der Tesla-Chef habe lediglich „eine schlechte Phase durchgemacht“.

Mit Kritik zurückgehalten

Isaacman könnte nun der nächste Friedensbote werden. Der Milliardär, der 1999 im Alter von 16 Jahren einen Zahlungsabwickler gründete, aus dem später die börsennotierte Shift4 wurde, hielt sich mit Kritik an Trump zuletzt betont zurück. Er werfe „dem Präsidenten überhaupt nichts vor“, sagte Isaacman bei einem Podcast-Auftritt im Juni. Trump müsse „als Anführer der freien Welt 1.000 Entscheidungen pro Tag mit nur wenigen Sekunden Information treffen“. Vielmehr machte der 42-Jährige ein Mitglied von Trumps Stab für den Rückzug seiner Nominierung verantwortlich.

Im Anschluss bemühte sich Isaacman, mit der „Make America Great Again“-Bewegung (MAGA) auf Tuchfühlung zu bleiben. Bereits in Senatsanhörungen im April versuchte er, seine Beziehung zu Musk herunterzuspielen. Anschließend arbeitete er mit Influencern zusammen, die Trump unterstützen, und schrieb mit dem kontroversen Ex-Sprecher des US-Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, einen Beitrag in der Zeitung „The Hill“, in dem die Autoren für umfangreiche Reformen bei der Nasa und ein kommerzielleres Vorgehen in der Raumfahrt warben.

Weltraum-Behörde unter Druck

Die US-Behörde leidet seit geraumer Zeit unter politischen Schwingungen, die eine langfristige Finanzplanung erschweren, hinzu kommen Hardware-Probleme beim Mond-Programm „Artemis“. In der Folge ist die Nasa von der Kooperation mit Privat-Unternehmen wie Musks SpaceX abhängig. Deren „Dragon“-Raumkapsel ist aktuell das einzige Vehikel, mit dem die Behörde Astronauten von und zur Internationalen Raumstation ISS transportieren kann. Der Regierungsauftrag bringt SpaceX Milliarden ein.

Nachdem Trump auf das Zerwürfnis im Frühsommer hin drohte, staatliche Subventionen für und Verträge mit Musks Unternehmen zu kündigen, ließ der reichste Mensch der Welt verlauten, Space X werde „unmittelbar“ damit beginnen, die „Dragon“-Kapsel auszurangieren – nur um wenige Stunden später wieder zurückzurudern. Das Raumfahrtvehikel bleibt damit vorerst eine Stütze für die Nasa.

Transportminister mit Ambitionen

Zuletzt führte US-Transportminister Sean Duffy die gebeutelte Behörde kommissarisch neben seinem Hauptjob. Der einstige Profi-Holzfäller und TV-Moderator hegte Ambitionen, die Nasa-Rolle dauerhaft zu bekleiden und positionierte sich dafür bei Fernsehauftritten. Hinter den Kulissen soll der Machtkampf zuletzt hässlich geworden sein. So soll Duffys Stabschef Kontakten aus der Raumfahrtindustrie nahegelegt haben, Sorgen bezüglich Isaacmans Verbindungen zu Lobbyisten anzumelden, wie Insider im „Wall Street Journal“ berichten. Isaacman wiederum soll versucht haben, sich durch eine Millionenspende an einen MAGA-Fonds mit Trump gut zu stellen.

Vorerst hat sich der Musk-Verbündete, der für SpaceX schon mehrere private Missionen geflogen ist, wohl durchgesetzt. Duffy gibt sich als guter Verlierer, zuletzt wünschte er Isaacman über Social Media „alles Gute“ und versprach eine reibungslose Amtsübergabe. Der designierte Nasa-Chef erinnerte in einem Post unterdessen an die „außergewöhnliche Verantwortung“ der Behörde – und betonte zugleich, dass die Uhr für ihre Projekte ticke. Schon im kommenden Jahr will die Raumfahrt-Administration schließlich wieder Astronauten in die Mondumlaufbahn schicken.