Exodus im Vorstand der deutschen HSBC
Exodus im Vorstand der deutschen HSBC
Exodus im Vorstand
der deutschen HSBC
Von Annette Becker, Düsseldorf
Jetzt geht also auch Nicolo Salsano, der seit Mai 2021 an der Spitze der Geschäftsführung der deutschen HSBC steht. Zwar äußert sich die Bank offiziell nicht zu der Personalie, in einer internen Mitteilung, die der Börsen-Zeitung vorliegt, informieren Europa-Chef Colin Bell und Aufsichtsratschef Paul Hagen jedoch über Salsanos Ausscheiden per Ende Juni. Der 52-Jährige ist der dritte Top-Banker, der binnen eines Jahres dem deutschen HSBC-Ableger den Rücken kehrt.
Dem Vernehmen nach wird Salsano Europa-Chef der britischen Standard Chartered, die ihre Zelte in der EU in Frankfurt aufgeschlagen hat. HSBC hat ihr kontinentaleuropäisches Geschäft nach dem Brexit dagegen in Paris gebündelt, das deutsche Geschäft ist als Niederlassung Teil der HSBC Continental Europe. Bei Standard Chartered folgt Salsano auf Heinz Hilger, der seinen bis zum Jahresende laufenden Vertrag nicht verlängert. Den Exodus eingeläutet hatte Thomas Runge, der nach einer Blitzkarriere bei der deutschen HSBC zum Jahreswechsel zur genossenschaftlichen Apobank abwanderte. Auch Rudolf Apenbrink verlässt die Bank Ende Juni aus freien Stücken. Das wurde im April mitgeteilt. Apenbrink ist ein Urgestein der einstigen Privatbank, für die er fast 30 Jahre arbeitete. Seit 2015 gehörte er dem damaligen Vorstand mit Zuständigkeit für Global Private Banking und Asset Management an.
Kulturelle Schwierigkeiten
Allem Anschein nach haben die deutschen Banker Schwierigkeiten, sich in die französische Firmenkultur zu integrieren. Größeren Gestaltungsspielraum hatte die deutsche HSBC-Einheit ohnehin nicht mehr, seit die britische Mutter das Institut vollständig unter ihre Fittiche genommen hatte. Aus Vorstandsmitgliedern sind seither Geschäftsführer geworden, auch das mag dem ein oder anderen nicht geschmeckt haben.
Von daher deutet auch vieles auf eine interne Besetzung der Sprecherfunktion hin, zumal die Nachfolgeregelung laut interner Mitteilung in Kürze bekannt gegeben werden soll. Als heißeste Kandidaten gelten Finanzchef Andreas Kamp und Michael Schleef, der als Bereichsvorstand das Geschäft mit mittelständischen Unternehmen verantwortet.
Der erfahrene Investmentbanker Salsano war im Herbst 2018 nach einem kurzen Ausflug zum chinesischen Versicherer Anbang zu HSBC Deutschland gestoßen und hatte dort die Nachfolge von Norbert Reis als Leiter des Corporate und Institutional Banking angetreten. Davor hatte er 17 Jahre lang für die Credit Suisse gearbeitet, von 2013 bis 2017 leitete er das Investment Banking in Deutschland und Österreich. In dieser Zeit begleitete er unter anderem Bayer bei der Übernahme von Monsanto.
Salsano wurde 1970 als Sohn einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters in Rom geboren, wuchs dort und in Paris, Hongkong und New York auf. Nach dem Studium startete er seine berufliche Karriere bei Morgan Stanley in London und Frankfurt.
