1MDB-Affäre

Goldman-Banker Leissner steht als Hauptzeuge vor Gericht

Fast vier Jahre nach seinem Geständnis im 1MDB-Skandal ergreift der ehemalige Südostasien-Chef von Goldman Sachs, Tim Leissner, erstmals wieder öffentlich das Wort.

Goldman-Banker Leissner steht als Hauptzeuge vor Gericht

Bloomberg

Fast vier Jahre nach seinem Geständnis im 1MDB-Skandal ergreift der ehemalige Südostasien-Chef von Goldman Sachs, Tim Leissner, erstmals wieder öffentlich das Wort. Der Deutsche gilt als Hauptzeuge im Verfahren der US-Regierung gegen seinen ehemaligen Mitarbeiter Roger Ng – den einzigen Goldman-Banker, der wegen des milliardenschweren Bestechungsskandals vor Gericht steht. Die Eröffnungsplädoyers waren für Montag in einem Gericht in Brooklyn, New York, angesetzt. Beiden Männern drohen für ihre gemeinsame Tätigkeit jahrzehntelange Haftstrafen.

Bestechung und Geldwäsche

Leissner bekannte sich im August 2018 der Verabredung zu Bestechung und Geldwäsche schuldig. Bei ihm wurden 44 Mill. Dollar eingezogen. Goldman zahlte 5 Mrd. Dollar Buße und entschuldigte sich dafür, das Gesetz gebrochen zu haben. Ng hingegen will das Verfahren durchkämpfen. Seine Anwälte stellen ihn als Leissners Gehilfen dar, einen gewissenhaften Banker, der als Erster die Goldman-Compliance vor dem malaysischen Finanzier Jho Low gewarnt habe.

Leissner, die Symbolfigur des Skandals, wird wohl mehrere Tage im Zeugenstand verbringen. Die Staatsanwälte wollen mit seiner Aussage beweisen, dass Ng eine entscheidende Rolle bei dem Betrug spielte. Leissners letzter öffentlicher Auftritt war sein Geständnis vor dem Gericht in Brooklyn. Er und ungenannte Kollegen hätten ihrem Arbeitgeber verschwiegen, dass Jho Low an einem der Geschäfte beteiligt gewesen sei und Schmiergelder gezahlt habe, erklärte Leissner damals. Leissner wurde bislang noch nicht verurteilt und ist gegen eine Kaution in Höhe von 20 Mill. Dollar auf freiem Fuß. Sein Schuldeingeständnis und seine Kooperation im Verfahren gegen Ng sollen sein Strafmaß reduzieren, das wahrscheinlich noch in diesem Jahr verkündet wird.

Bevor er in Ungnade fiel, hatte Leissner den Traum vieler Banker gelebt – als Goldman-Manager verkehrte er mit Staatsoberhäuptern, verdiente Millionen und heiratete das berühmte ehemalige Model Kimora Lee Simmons. Der Sohn eines leitenden Angestellten bei Volkswagen studierte an der Universität Siegen und machte 1992 einen MBA an der University of Hartford in Connecticut. Er kam 1998 zu Goldman, wurde acht Jahre später Partner und 2014 Chef der Südostasienabteilung.

Sein Geschäft in der Boomregion blühte. Er war einer der ersten Berater von 1 Malaysia Development (1MDB), einem staatlichen Investitionsfonds für die aufstrebende Wahlmonarchie am Südchinesischen Meer. Im Laufe von zwei Jahren verdiente Goldman etwa 600 Mill. Dollar Gebühren für die Begleitung dreier Anleihen, die 1MDB 6,5 Mrd. in die Kassen spülten – ein ungewöhnlich hohes Honorar für staatsnahe Transaktionen. Laut Strafverfolgern zahlte Leissner jedoch Schmiergelder, um die Geschäfte von 1MDB zu ergattern und zu behalten, und er veruntreute für sich und andere Geld aus dem Fonds. Laut Gerichtsakten wurden über 2,7 Mrd. der 6,5 Mrd. Dollar abgezweigt. 2016 schied Leissner bei Goldman aus.      (Börsen-Zeitung,

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