Mark Thurston (56) wird sein Amt als Chef des britischen Infrastrukturprojekts HS2 (High Speed Two) Ende September niederlegen. Ursprünglich sollte die Hochgeschwindigkeitstrasse den Norden Englands an das wirtschaftliche Zentrum des Landes im Südosten anbinden. Doch entwickelte sich das ambitionierte Projekt schnell zum politischen Spielball. Erhebliche Verzögerungen, zum Teil bedingt durch Anwohnerklagen und Proteste, sowie der rasante Anstieg der Kosten machten den Chefsessel zum heißen Stuhl. War vor zehn Jahren noch von Kosten von 33 Mrd. Pfund die Rede, spricht man jetzt um mehr als 100 Mrd. Pfund. Thurston hielt sich mit einer Amtszeit von sechseinhalb Jahren am längsten an der Spitze des Projekts. “Ich bin mit dem Board darin übereingekommen, dass jemand anders die Organisation und das Programm durch eine weitere prägende Phase für HS2 führen sollte”, sagte er nun. Eigentlich sollte der erste HS2-Zug schon 2026 den Londoner Bahnhof Euston verlassen. Nun wird nicht vor 2041 damit gerechnet.

Chairman Jon Thompson wird vorübergehend die Geschäfte führen, bis der nunmehr vierte Chef für HS2 Ltd gefunden ist. Thurston sei entscheidend für den Erfolg des Programms gewesen, sagte Thompson. Unter seiner Führung sei es vom geplanten Vorhaben zum wesentlichen Bauprojekt geworden, das mehr als 28.500 Menschen beschäftigt. Thurston studierte Projektmanagement an der Loughborough University Civil Engineering School und arbeitete an Projekten wie den Olympischen Spielen 2012 und der Londoner Ost-West-Verbindung Crossrail.