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Manley führt Europas Automobilverband

Von Gerhard Bläske, Mailand Börsen-Zeitung, 13.12.2019 Fiat-Chrysler-CEO Mike Manley ist zum neuen Präsidenten des europäischen Autoherstellerverbandes Acea gewählt worden. Der 55-Jährige folgt ausgerechnet auf Carlos Tavares, Chef von...

Manley führt Europas Automobilverband

Von Gerhard Bläske, MailandFiat-Chrysler-CEO Mike Manley ist zum neuen Präsidenten des europäischen Autoherstellerverbandes Acea gewählt worden. Der 55-Jährige folgt ausgerechnet auf Carlos Tavares, Chef von Peugeot-Citroën (PSA), der nach der geplanten Fusion mit Fiat Chrysler (FCA) Chef des dann viertgrößten Autoherstellers der Welt werden soll.Tavares stand zwei Jahre an der Spitze des Acea. Manley ist zunächst für ein Jahr gewählt. Mit der Einführung der CO2-Ziele im nächsten Jahr steht die Branche vor großen Herausforderungen. Eines der Hauptthemen des künftigen Acea-Präsidenten wird sein, die Branche auf einen Weg zur CO2-Neutralität zu bringen und zugleich für eine wirtschaftlich stabile und nachhaltige Entwicklung des europäischen Autosektors zu sorgen, so der Verband.”Wir wollen den Wandel der Mobilität so gestalten, dass der Verbraucher an erster Stelle steht.” Zugleich müsse aber auch die weltweite Wettbewerbsfähigkeit der Industrie erhalten bleiben, wird Manley in der Acea-Pressemitteilung zitiert.Manley ist zwar seit Jahrzehnten in der Autoindustrie tätig. In den Mittelpunkt des Interesses rückte der Brite jedoch erst Ende Juli 2018, als er bei FCA Nachfolger des schwer kranken CEO Sergio Marchionne wurde, der wenige Tage später verstarb. Ausgerechnet am Todestag des charismatischen Autochefs musste Manley, sichtlich gezeichnet, die Quartalszahlen von FCA und eine Gewinnwarnung vermelden.Manley, der in London Ingenieurwissenschaften studierte und einen MBA des Ashridge Management College hat, fehlt sicher das Charisma seines Vorgängers. Er gilt als Arbeitstier und ist medienscheu. Seine Karriere startete der Manager in Großbritannien im Vertrieb von Renault. Später ging er zu Daimler Chrysler und arbeitete dort zunächst in seiner Heimat, bevor man ihn in die USA holte. Dort wurde er nach Zwischenstationen Chef der Marken Jeep und Ram und blieb es auch nach der Übernahme durch den damaligen Fiat-Konzern.Das zeigt, dass Manley anpassungsfähig ist. Er ist aber auch erfolgreich und hat in seiner Amtszeit die Verkaufszahlen von Jeep von 320 000 auf 1,4 Millionen Einheiten hochgetrieben und die Offroad-Marke zur Cashcow des Konzerns gemacht. Vermutlich wäre er auch unter Marchionne, der im Frühjahr 2019 abtreten wollte, CEO geworden.Als Fiat-Chrysler-Chef führte Manley das Lebenswerk Marchionnes fort, verkaufte, wie vorher geplant, den Komponentenfertiger Magneti Marelli und führte, zusammen mit Verwaltungsratspräsident und Großaktionär John Elkann, Fusionsgespräche – zunächst mit Renault, dann mit PSA. Er setzte aber auch durchaus eigene Akzente und holte beispielsweise Manager von außen, etwa von Amazon oder Nike. Das Problem von FCA sind die veraltete Modellpalette, der Rückstand bei alternativen Antrieben und rückläufige Marktanteile.Seine langjährige Freundschaft mit PSA-Chef Tavares, mit dem er schon vor zehn Jahren zusammengearbeitet hat, dürfte bei der Realisierung des Vorhabens sicher helfen. Verschiedene Arbeitsgruppen sollen bis Weihnachten eine Grundsatzeinigung erzielen. Was Manley nach der Fusion machen wird, ist noch offen. Klar ist nur, dass Tavares den Konzern führen wird.