Markus Chromik fühlt sich ganz in seinem Element
Marcus Chromik fühlt sich ganz in seinem Element
Von Anna Sleegers, Frankfurt
Hundert Tage plus Sommerpause nach seinem Amtsantritt merkt man Marcus Chromik an, dass er bei der Deutschen Bank angekommen ist. Und dass man ihn nach seinem Ausscheiden aus dem Aufsichtsrat von Unicredit nicht mehr wegen deren Attacke auf seine frühere Arbeitgeberin anspricht, dürfte dabei nur eine untergeordnete Rolle spielen. In Mailand wurde er schon vor dem Ausscheiden bei Unicredit nicht müde zu beteuern, sei man professionell genug gewesen, um ihn bei der Planung der Commerzbank-Übernahme außen vorzulassen – und so vor einem potenziellen Interessenkonflikt zu schützen.
Faible für Internationalität
Nun hat die Frankfurter Finanzcommunity den promovierten Kernphysiker also wieder, in alter Funktion, aber bei einem neuen Arbeitgeber. Seit der Hauptversammlung im Mai ist Chromik Risikovorstand der ewig eine Nummer größeren Commerzbank-Rivalin. Von schierer Größe lässt sich ein Naturwissenschaftler wie er allerdings nicht beeindrucken. Angetan hat es ihm vielmehr die ungleich größere Internationalität der Deutschen Bank.
Granulareres Risikobild
„Ich war den vergangenen Wochen viel unterwegs, um mit den Kolleginnen und Kollegen zu sprechen, die das Risikomanagement unserer globalen Tätigkeiten vor Ort steuern“, erzählt Chromik im Gespräch der Börsen-Zeitung. Der Austausch in den USA, Singapur und Indien habe ihm andere Perspektiven eröffnet. „In der Summe bietet das ein viel granulareres Risikobild, als es bei einem weniger internationalen Institut möglich wäre“, sagt er.
Fels in der Brandung
Insgesamt acht Jahre gehörte der gebürtige Kieler dem Vorstand der Commerzbank an. Neben der heutigen Konzernchefin Bettina Orlopp wirkte er dabei wie der Fels in der Brandung, während sich die Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats, getrieben von den Verbalattacken der Aktionärsaktivisten, die Klinke in die Hand gaben. Die Umstellung zwischen dem Risikomanagement einer großen nationalen Bank mit Auslandsgeschäft und einer internationalen Bank sei natürlich spürbar, sagt der 53-jährige. Und relativiert gleich wieder: „Aber es ist kein Vergleich zu den Umwälzungen, die das Risikomanagement in den kommenden Jahren durch den Einzug generativer künstlicher Intelligenz (KI) durchlaufen wird.“ Dabei ist ihm anzusehen, dass ihn diese Disruption nicht bloß aus Managementperspektive, sondern auch intellektuell reizt.
KI-Disruption als intellektuelle Herausforderung
Ohnehin ist die Vielfalt der für das Risikomanagement einer Bank relevanten Fragen ein Grund, warum Chromik für die Aufgabe brennt. Dazu kommt das Gefallen an der kommunikativen Komponente: „Das Gespräch mit meinen Kollegen darüber, welche Risiken wir bewusst eingehen sollten und welche nicht, gehört dazu.“ Diesen Dialog führe er gerne, sagt er: „Es macht mir Freude, Menschen zu überzeugen, indem ich ihnen vielleicht auch eine andere Sichtweise nahebringe oder auf Fakten hinweise, die sie noch nicht auf dem Radar hatten.“