Flughafen

"Mikrokosmos" Flughafen auf Mitarbeitersuche

Fraport-Personalvorständin Julia Kranenberg ist von der Vielfältigkeit der Möglichkeiten am Flughafen Frankfurt begeistert. Allerdings macht der Arbeitskräftemangel auch dem Airport zu schaffen.

"Mikrokosmos" Flughafen auf Mitarbeitersuche

Julia Kranenberg auf Mitarbeitersuche

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Julia Kranenberg ist so was wie eine Bürgermeisterin. Denn der Flughafen Frankfurt sei ein „Mikrokosmos, hier gibt es alles, was es auch in einer Stadt gibt“, sagt die Personalvorständin des Flughafenbetreibers Fraport. Es gibt eine Feuerwehr am Airport, Ärzte, Ingenieure, eine komplexe Logistik, Sicherheitsdienstleistungen und vieles mehr. „Eine Vielfältigkeit, wie ich sie noch nie erlebt habe“, sagt die Juristin, die vor ihrem Einstieg bei Fraport vor gut einem Jahr vor allem in der Energiebranche tätig war.

Digitale Helfer

Und für alle Bereiche braucht es Mitarbeiter und diese zu finden, ist grade schwierig. Statt von einem „Fachkräftemangel“ spricht Kranenberg daher vielmehr von einem „Arbeitskräftemangel“ und diesen gilt es zu managen. Fraport ist einer der größten Arbeitgeber im Rhein-Main-Gebiet und beschäftigt fast 20.000 Mitarbeiter aus 90 Nationen in Frankfurt. 3.000 neue Beschäftigte muss der Flughafen laut der Vorständin im Jahr finden. Um das hinzubekommen, hat sich Fraport einiges einfallen lassen: Alle Frankfurter Beschäftigten können etwa das Deutschlandticket ohne Zuzahlung bekommen. Wer von den vorhandene Mitarbeitern neue Arbeitskräfte anwirbt, soll zudem eine Prämie erhalten. Diese Werbeaktion habe zudem den Vorteil, dass die neu gefundenen Beschäftigten meist schon in der Region wohnen und nicht im angespannten Wohnungsmarkt noch eine Bleibe finden müssen, erläutert Kranenberg.

Besonders wichtig ist der 1971 geborenen Managerin, dass es am Flughafen auch eine Vielzahl Weiterbildungsmöglichkeiten gibt, auch und gerade für Mitarbeiter, die ohne Ausbildung oder gar ohne Schulabschluss beim Flughafen landen. „Fraport ist eine Welt der Möglichkeiten“, fasst es Kranenberg zusammen. Unter ihrer Ägide wurden Ausbildungen gestrafft, so kann aus dem Lader eines Flugzeugs nun binnen eines Jahres ein Lademeister werden, bisher dauerte das zwei Jahre. Ohne weitere Digitalisierung wird es aber nicht gehen, „wir brauchen die digitalen Helfer auch, um den Arbeitskräftemangel auszugleichen“, so die Arbeitsdirektorin.

"Wölkchen malen"

Kranenberg, die aus dem Rheinland stammt, ist seit November 2022 Personalvorständin und Arbeitsdirektorin im fünfköpfigen Fraport-Führungsteam. Sie leitete zuvor das Personalressort bei der Avacon AG, einem Energieversorgungsunternehmen aus Niedersachsen. Ihre Karriere in der Energiebranche gestartet hat die verheiratete Mutter eines Sohnes 2007 bei RWE, wo sie in verschiedenen Führungspositionen im Personalbereich tätig war. 2016 wechselte sie im Zuge der Aufspaltung von RWE zur Innogy SE und verantwortete dort als Leiterin des Bereichs Personalentwicklung und Top Executive Management konzernweit die Entwicklung der 40.000 Mitarbeitenden und Führungskräfte sowie das HR Management der obersten Führungskräfte. Damals habe sie verstanden, „welche Hebelwirkung in der Entwicklung von Menschen liegt – nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Organisation, so dass Personalentwicklung eben auch ökonomische Relevanz hat“, sagte Kranenberg in einem Gespräch mit der IHK Wiesbaden. Den Job habe sie eigentlich zunächst nicht gewollt, „weil für mich vorher Personalentwicklung eher Wölkchen malen war“.

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