Luftverkehrsverband

Neuer IATA-Chef gibt sich umgänglich

Es gäbe eine Menge zu tun, sagt er. Immerhin müsse sichergestellt werden, dass die erhoffte Erholung der Luftverkehrsindustrie gut verlaufe. Dabei hatte Willie Walsh eigentlich seinen wohlverdienten Ruhestand genießen wollen, nachdem er Mitte...

Neuer IATA-Chef gibt sich umgänglich

Von Gesche Wüpper, Paris

Es gäbe eine Menge zu tun, sagt er. Immerhin müsse sichergestellt werden, dass die erhoffte Erholung der Luftverkehrsindustrie gut verlaufe. Dabei hatte Willie Walsh eigentlich seinen wohlverdienten Ruhestand genießen wollen, nachdem er Mitte September als Chef der Airline-Gruppe IAG aufhörte. Doch stattdessen hat der 59-jährige Ire gerade als Generaldirektor die Führung des Branchenverbandes IATA (International Air Transport Association) von Alexandre de Juniac übernommen.

„Meine Prioritäten bleiben wie die von Alexandre“, sagte der frühere British Airways-Chef während seiner ersten Video-Pressekonferenz. „Ich will die Industrie wieder in Fahrt bringen und dafür mit den Regierungen zusammenarbeiten. Wir wissen, dass es eine Nachfrage gibt, wenn die Beschränkungen erstmal aufgehoben sein werden.“ Bisher jedoch ist davon nicht allzu viel zu spüren.

Im Gegenteil, denn angesichts der Virus-Mutationen haben viele Länder die Reisebeschränkungen wieder verschärft. Der weltweite Passagierverkehr ist deshalb im Februar im Vergleich zum Jahr 2019 um fast 90% eingebrochen. Einziger Lichtblick bleibt das Frachtgeschäft, das um 9% zulegte. Da die meisten Airlines ihr Geld jedoch im Passagiergeschäft verdienen, geht Walsh davon aus, dass sie erstmal weiter Geld verbrennen werden.

„Fairer Wettbewerb“

Dass Regierungen angeschlagenen Fluggesellschaften helfen, findet der frühere Pilot deshalb nicht schlimm. „Jede Art von Hilfe muss angesprochen werden“, meint er. Zudem seien viele Staaten bereits vor Ausbruch der Krise im Kapital von Airlines vertreten gewesen. Es müsse aber sichergestellt werden, dass es einen fairen und transparenten Wettbewerb gebe.

Walsh, dem als Airline-Chef der Ruf vorauseilte, ein harter Hund zu sein, ein „Slasher“, der mit dem Messer wütet, gibt sich umgänglich. Immer wieder betont er, dass er mit den Regierungen zusammenarbeiten will, um die Erholung der Branche vorzubereiten, „damit sie besser verstehen, was Airlines brauchen“.

Dazu gehört auch, derzeit bestehende Beschränkungen wie den Nachweis von PCR-Tests und Impfausweisen möglichst schnell wieder aufzuheben. Er habe selber PCR-Tests in Großbritannien, der Schweiz und Singapur machen müssen, die jedes Mal sehr teuer gewesen seien, berichtet der als zweitältester Sohn von fünf Kindern in einfachen Verhältnissen in Dublin aufgewachsene Manager. „Wenn eine Familie 125 sfr oder 120 Pfund pro Kopf für einen PCR-Test ausgeben muss, um reisen zu können, wirkt das wie eine Schranke.“

Dabei hätten viele Leute den Wunsch, zu reisen. Selbst er, der als Arbeitstier gilt. „Ich bin jemand, der normalerweise keinen Urlaub macht. Aber dieses Jahr werde ich das auf jeden Fall tun, sobald es wieder möglich ist“, sagt der geschiedene Vater einer erwachsenen Tochter. „Es gibt viele Freunde, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe.“ Und als jemand, der lange in Irland gelebt habe, könne er verstehen, wenn jemand Lust habe, auch mal an einen sonnigen Ort zu fliegen.

Ausgebildeter Pilot

Trotz der Krise rät Walsh jungen Menschen, die davon träumen, Pilot zu werden, nicht davon ab. Es habe in der Branche immer wieder Höhen und Tiefen gegeben, sagt der IATA-Chef, der im Alter von 17 eine Ausbildung zum Piloten bei Air Lingus begann. Ein Freund von ihm hatte eine Anzeige der irischen Fluggesellschaft gesehen, die ihre Tests für alle öffnete, da viele Kandidaten die Bewerbungsunterlagen aufgrund eines Poststreiks nicht erhalten hatten. Als junger Pilot machte Walsh dann zusätzlich zu seinen Befähigungsnachweisen für den 737-Mittelstreckenjet noch einen MBA am Trinity College in Dublin. Als Vertreter der Pilotengewerkschaft verhandelte er mit der Airline, die ihm nach Ablauf seines Mandats einen Posten in der Geschäftsführung anbot.