Technologiegruppe

Neuer Toshiba-Chef bezirzt kritische Aktionäre

Nach dem Rücktritt des umstrittenen Vorstandschefs Nobuaki Kurumatani im April will die neue Führung von Toshiba den Unternehmenswert erhöhen, um ihre aktivistischen Großaktionäre zufriedenzustellen. Seine Managementpolitik beschrieb der neue...

Neuer Toshiba-Chef bezirzt kritische Aktionäre

Von Martin Fritz, Tokio

Nach dem Rücktritt des umstrittenen Vorstandschefs Nobuaki Kurumatani im April will die neue Führung von Toshiba den Unternehmenswert erhöhen, um ihre aktivistischen Großaktionäre zufriedenzustellen. Seine Managementpolitik beschrieb der neue Konzernchef Satoshi Tsunakawa mit drei Verben – den Plan für ein „neues Toshiba“ behalten, die Zukunftspläne an die Veränderungen der Umgebung anpassen und den Dialog mit allen Stakeholdern „signifikant“ verbessern.

Höhere Dividende

Dabei setzt Tsunakawa, der die Technologiegruppe schon während ihrer schweren Finanzkrise zwischen 2016 und 2018 führte, einerseits auf eine finanzielle Besänftigung der Anteilseigner. Dafür wird die Schlussdividende für das Geschäftsjahr mit Bilanzstichtag 31. März gegenüber der Ankündigung vom Februar überraschend um 30 Yen auf 70 Yen aufgestockt. Gleichzeitig stellte Tsunakawa den Aktionären eine Bonuszahlung von 150 Mrd. Yen (1,1 Mrd. Euro) in Aussicht. Die Form der Ausschüttung will Toshiba jedoch erst Ende Juni festlegen.

Andererseits geht der neue Konzernchef auf kritische Aktionäre zu, indem er die bisherigen Geschäftspläne formal auf den Prüfstand stellt. Ein eigenes Strategiekomitee soll bis Oktober einen Dreijahresplan formulieren. Verwaltungsratschef Osama Nagayama übernimmt die Leitung, UBS Japan soll das Komitee finanziell beraten. Zugleich beteuerte Toshiba, man werde Übernahmeofferten prüfen. Zwar hat der britische Finanzinvestor CVC Capital Partners sein Angebot auf Eis gelegt, aber andere Beteiligungsfonds wie Bain Capital, KKR und Brookfield Asset Management sondieren offenbar einen neuen Vorstoß. Außerdem nahm Tsunakawa die Befürchtung einiger Aktionäre auf, dass Toshiba zu verschwenderisch in neue Geschäftsfelder investiert.

Hier versprach der neue Vorstandschef eine Verschiebung des Geschäftsmodells von „schwerem“ zu „leichtem“ Kapital. Man werde eher organisch als durch großformatige Übernahmen wachsen. Die am Dienstag verkündete Partnerschaft mit General Electric für Offshore-Windkraft in Japan passt allerdings nicht gut in dieses Bild, da der Bau von Turbinen und Windparks erhebliche Kapitalmengen binden dürfte.

Im neuen Geschäftsjahr, das am 1. April begann, will Toshiba den operativen Ertrag um knapp zwei Drittel auf 170 Mrd. Yen (1,3 Mrd. Euro) steigern. Wegen der Sonderausschüttung sollen unterm Strich jedoch nur 110 Mrd. Yen (833 Mill. Euro) bleiben, knapp 4% weniger als im abgelaufenen Geschäftsjahr. Der Umsatz wird laut Prognose um 6% auf 3,25 Bill. Yen (24,6 Mrd. Euro) zunehmen.