Italien

Rom macht Druck auf den CEO von Monte dei Paschi

Monte-dei-Paschi-CEO Guido Bastianini steht offenbar vor der Ablösung. Medienberichten zufolge könnte die Stunde der Wahrheit für ihn bei der Verwaltungsratssitzung am kommenden Montag schlagen.

Rom macht Druck auf den CEO von Monte dei Paschi

Von Gerhard Bläske, Mailand

Monte-dei-Paschi-CEO Guido Bastianini steht offenbar vor der Ablösung. Medienberichten zufolge könnte die Stunde der Wahrheit für ihn bei der Verwaltungsratssitzung am kommenden Montag schlagen. Dann sollen die Zahlen für 2021 abgesegnet werden. Die Regierung in Rom übt massiven Druck aus. Die Ablösung Bastianinis an der Spitze der zu 64% staatlichen Bank soll eine der Bedingungen der EU für die Verlängerung der Ende 2021 abgelaufenen Frist zur Privatisierung des Instituts um vermutlich zwölf bis 18 Monate sein.

Weder die Regierung noch die Bank oder ihr Chef äußern sich zu dem Thema. Wer auf der Monte-dei-Paschi-Webseite den Lebenslauf des Ex-Bankers der Genueser Carige und des Unicredit-Vorläufers Capitalia aufrief, erhielt die Mitteilung: „wird überarbeitet“. Bastianini soll sich dem Ansinnen von Alessandro Rivera, Generaldirektor des Schatzamtes, zurückzutreten, noch widersetzen. Er hat offenbar die Unterstützung des toskanischen Regionalpräsidenten Eugenio Giani, eines Sozialdemokraten, der eine Zerschlagung und einen personellen Kahlschlag bei der Bank fürchtet. Auch die populistische 5-Sterne-Bewegung, der er nahesteht, sind auf seiner Seite. Und selbst Lega-Chef Matteo Salvini lobt Bastianinis Arbeit. Denn die Bank ist 2021 in die Gewinnzone zurückgekehrt und dürfte einen Nettogewinn von etwa 500 Mill. Euro ausweisen.

Doch das Institut, das 2017 mit einer staatlichen Kapitalspritze von 5,2 Mrd. Euro gerettet worden war, braucht dringend eine Kapitalerhöhung um 2,5 Mrd. Euro, hat noch immer zu viele ausfallgefährdete Kredite in der Bilanz, ist in teure Rechtsstreitigkeiten verwickelt, hat zu viele Geschäftsstellen und zu viel Personal an Bord, fast 21000 Mitarbeiter. Bastianini will angeblich 4000 Stellen streichen. Der Personalabbau könnte dem Vernehmen nach fast 1 Mrd. Euro kosten. Nach Ansicht von Experten müssen noch viel mehr Jobs wegfallen. Im Branchenvergleich hat die viertgrößte Bank Italiens angeblich 7000 Mitarbeiter zu viel.

Das dürfte kaum durchzusetzen sein. Das älteste noch existierende Institut der Welt ist seit jeher eng mit der Politik verflochten, was die Durchsetzung unangenehmer Entscheidungen stark erschwert. Ihr fehlt eine glaubwürdige Strategie, ihr fehlt aber vor allem ein Partner. Unicredit ist nach mehrwöchigen Verhandlungen im Herbst abgesprungen, obwohl der Staat Käufer mit großzügigen Steuergutschriften und anderen Incentives lockt. Als mögliche Käufer gelten neben BPER und BPM auch die französischen Crédit Agricole und BNP Paribas.

Brüssel verlangte offenbar schon für Ende 2021 eine Aufwandsquote von 51% – weit entfernt von den derzeitigen 61% und wegen des damit verbundenen Stellenabbaus kaum durchsetzbar. Dass Bastianini, der Carige 2016/17 als deren Chef eine drastische Schrumpfkur verordnet hatte, die der damalige Großaktionär Malacalza ablehnte, einen echten Kurswechsel bei Monte dei Paschi vollzieht, traut die EU ihm offenbar nicht zu. Es kommt hinzu: Rom ist mit gewissen Eigenmächtigkeiten des Bankenchefs nicht einverstanden. Und auch mit Patrizia Grieco, Präsidentin der Bank, liegt Bastianini über Kreuz.

Die italienische Regierung will eine schnelle Lösung, denn mit TIM, der Volksbank von Bari, dem Stahlwerk von Taranto und Ita Airways gibt es genug andere Baustellen. Als Favoriten für die Nachfolge Bastianinis gelten Ex-Ubi-Chef Victor Massiah, Luigi Lovaglio, früher CEO der vom Crédit Agricole übernommenen Creval, Ex-BPER-Chef Alessandro Vandelli und Marina Natale, CEO der staatlichen Bad Bank Amco. Hauptaufgabe eines neuen CEO ist neben den Kostensenkungen vor allem die Suche nach einem Investor.

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