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Sanierer Grossnigg macht sich mit Kunert auf die Socken

Von Walther Becker, Frankfurt Börsen-Zeitung, 21.9.2013 Als Aufsichtsratschef der insolventen Baumarktkette Praktiker hatte er kein glückliches Händchen. Bei Schlecker wurde er als "mögliche letzte Rettung" genannt. Nun macht sich der Österreicher...

Sanierer Grossnigg macht sich mit Kunert auf die Socken

Von Walther Becker, FrankfurtAls Aufsichtsratschef der insolventen Baumarktkette Praktiker hatte er kein glückliches Händchen. Bei Schlecker wurde er als “mögliche letzte Rettung” genannt. Nun macht sich der Österreicher Dr. Erhard Grossnigg bei der insolventen Kunert auf die Socken. Der operative Betrieb des Strumpfherstellers aus Immenstadt, einem Wettbewerber der österreichischen Wolford, geht im Zuge einer übertragenden Sanierung an den 66-Jährigen.Die Produktionsstätten in Immenstadt und in Marokko sollen erhalten bleiben, ebenso die Marken Kunert, Julius Kunert und Hudson. Das Unternehmen beschäftigt noch 1 000 Leute, 110 Stellen werden zunächst abgebaut. Neben dem schillernden Unternehmer wird auch der bisherige Eigentümer, der Finanzinvestor Kingsbridge Capital mit über 25 % beteiligt bleiben. Die unternehmerische Führung liegt bei Grossnigg. Über das Beteiligungsverhältnis sowie den Preis liegt der Schleier des Schweigens. Grossnigg sagte: “Ich bin bereits seit vielen Jahren an Kunert interessiert. Nun ist es endlich so weit.” Der schmerzhafte Teil der Sanierung sei beendet.Der 1946 in Linz geborene Grossnigg hat sich in Österreich einen Namen bei Sanierungen und als M & A-Berater gemacht. Er begann bei Chase Manhattan, für die er in Wien, New York, Paris und Düsseldorf tätig war, ging als geschäftsführender Gesellschafter zur Donau Finanz Treuhand- und Finanzierungsgesellschaft und ist seit 1979 geschäftsführender Gesellschafter seiner E. F. Grossnigg Finanzberatung und Treuhand. Diese beschäftigt sich mit “operativem Turnaround-Management”. Motto: “Liebe kann nur in Freiheit gedeihen.””EFG” gilt als Österreichs bester Sanierer. “Er jobbt, wenn andere schlafen, oder lässt sich von Nato-Hubschraubern retten”, hieß es in Wien über ihn. Grossnigg ist seit 2010 an der von österreichischen Kreditinstituten geretteten Semper Constantia Privatbank beteiligt, gemeinsam mit einer Stiftung des Industriellen Hans Peter Haselsteiner (Strabag). Darüber kam das Praktiker-Engagement zustande. Fondsmanagerin Isabella de Krassny war für die Semper Constantia tätig.Zuletzt hatte sich Grossniggs Vehikel Grosso Holding die Majorität am IT-Unternehmen S & T (früher Quanmax) zugelegt. Die von ihm gegründete Austroholding hält diverse Mehrheitsbeteiligungen in der Alpenrepublik, darunter Lohberger, Neudoerfler, Dachstein und Deutz Fahr. Grossnigg war auch an der Restrukturierung des Vorarlberger Wäscheherstellers Huber beteiligt.Im Allgäu bleibt nun die Kunert AG als leere Hülle bestehen. An die operative GmbH & Co. KG fließt der Kaufpreis, aus dem die Gläubiger Insolvenz eine noch festzulegende Quote erhalten sollen. Insolvenzverwalter ist Arndt Geiwitz, der auch für Schlecker zuständig war. Kunert hatte bis Mitte 2012 mehr als 44 Mill. Euro an Schulden bei einem Umsatz von 21,6 Mill. Euro angehäuft, die Eigenkapitalquote lag unter 2 %.