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Schellenberg übernimmt bei der Apo-Bank das Ruder

Gut einen Monat nach dem Abschied von Apo-Bank-Chef Ulrich Sommer hat der Aufsichtsrat des größten genossenschaftlichen Primärinstituts Ex-Warburg-Partner Matthias Schellenberg zum künftigen Vorstandschef ernannt.

Schellenberg übernimmt bei der Apo-Bank das Ruder

bn

Gut einen Monat nach der plötzlichen Demission ihres Vorstandsvorsitzenden Ulrich Sommer ist die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) bei der Suche nach einem neuen Chef fündig geworden. Am Freitag hat der Aufsichtsrat Matthias Schellenberg zum neuen Vorstandschef ernannt. Nach Erteilung der erforderlichen regulatorischen Freigaben soll er seinen Posten An­fang März übernehmen, teilte das mit 66 Mrd. Euro Bilanzsumme größte genossenschaftliche Primärinstitut mit.

Mit dem 57-Jährigen übernimmt in Düsseldorf ein Manager das Steuer, der im Laufe seiner Karriere bisher allein das private Bankenlager kennengelernt hat, dies allerdings auf zahlreichen Stationen. Nach Tätigkeiten bei Commerz Financial Products, Dresdner Kleinwort, Zurich, Pioneer und ING verantwortete Schellenberg von 2012 bis 2016 im Vorstand der UBS Deutschland das Assetmanagement und die Compliance.

Von 2017 an fungierte er als Chief Executive Officer der Merck Finck Privatbankiers, die er nach drei Jahren indes verließ. Kolportiert wurde damals, Schellenberg, im Vorstand unter anderem für die Investmentstrategie verantwortlich, habe möglicherweise nicht hinnehmen wollen, dass das Merck-Finck-Mutterhaus, ein europaweites Private-Banking-Konglomerat, Kompetenzen zunehmend gebündelt und etwa in London ein Chief Investment Office eingerichtet hatte.

Im Dezember 2020 trat Schellenberg dann in den Partnerkreis von M.M. Warburg ein, um dort die Verantwortung für die Bereiche Markets & Institutional Banking sowie Corporate Finance zu übernehmen. Sieben Monate später war dort schon wieder Schluss, und Schellenberg schied nach Angaben der Bank „in bestem Einvernehmen“ aus Vorstand und Partnerkreis aus. „Mit ihrer großen Tradition und tiefen Spezialisierung ist die Apobank einzigartig in der deutschen Bankenwelt“, wird Schellenberg in einer Mitteilung zitiert. „Diese besondere Stellung der Bank möchte ich bewahren und sie zu­gleich gemeinsam mit dem Vorstandsteam weiter aktiv auf den Wandel des Finanz- und Gesundheitsmarktes einstellen.“

Schellenberg übernimmt dabei die Leitung einer Bank, die zuletzt nicht nur mit dem Wandel des Finanz- und Gesundheitsmarktes, sondern in erster Linie mit sich selbst beschäftigt war. Im vorvergangenen Jahr er­schütterte das Institut eine missratene Umstellung der IT, nach welcher es zu mehreren Wechseln im Vorstand des Hauses gekommen ist. Als Sommer im Dezember 59-jährig den Hut nahm, nach Presseangaben gut ein halbes Jahr vor Ablauf der Vertragslaufzeit, teilte die Bank mit: „Sommer schafft so die Voraussetzungen zur weiteren Erneuerung des Vorstands.“ Seiher übernimmt Fi­nanz- und IT-Vorstand Holger Wessling die geschäftsführende Koordination der Vorstandsarbeit.

Die Nachwehen des IT-Debakels haben nicht nur ihre Spuren in der Bilanz 2020 hinterlassen, sondern das Institut mit Nacharbeiten zudem bis weit ins vergangene Jahr beschäftigt. Überdies wurde im Mai 2021 bekannt, dass die Bank wegen ihrer Verwicklung in Cum-ex-Geschäfte rund 49 Mill. Euro an den Fiskus zahlen soll. Gegen den Bescheid der Behörden habe die Apobank Einspruch eingelegt, teilte das Institut damals mit. Im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres ließ eine deutliche Entlastung in der Risikovorsorge das Betriebsergebnis vor Steuern binnen Jahresfrist von 56 Mill. auf 73 Mill. Euro steigen.

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