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SEC wirft Theranos-Gründerin Betrug vor

Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 15.3.2018 Es ist der vorläufige Abschluss einer wohl auch im Silicon Valley einzigartigen Geschichte vom Aufstieg und Fall einer charismatischen Unternehmensgründerin. Vor vier Jahren war das von...

SEC wirft Theranos-Gründerin Betrug vor

Stefan Paravicini, New YorkEs ist der vorläufige Abschluss einer wohl auch im Silicon Valley einzigartigen Geschichte vom Aufstieg und Fall einer charismatischen Unternehmensgründerin. Vor vier Jahren war das von Elizabeth Holmes gegründete Biotech-Unternehmen Theranos in Investorenkreisen noch knapp 9 Mrd. Dollar wert. Etwas mehr als zwei Jahre später hatte sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die von Theranos propagierte Technologie für kostengünstige Bluttests, mit der das Start-up eine milliardenschwere Branche zu revolutionieren versprach, die geweckten Hoffnungen nicht einlösen konnte. Der Unternehmenswert lag nach Schätzungen von Forbes nahe null und auch die Finanzmarktaufsicht SEC startete Ermittlungen. Jetzt hat die SEC gegen Theranos und Holmes sowie gegen die ehemalige Nummer 2 der Firma, Ramesh Balwani, Betrugsvorwürfe erhoben. Die mittlerweile 34-jährige Gründerin, die bei Theranos weiterhin als CEO firmiert, hat einem Vergleich und einer Zahlung von 500 000 Dollar Strafe bereits zugestimmt, ohne den Betrugsvorwurf anzuerkennen oder ihn zurückzuweisen. Außerdem hat sich der ehemalige Superstar der Gründerszene im Silicon Valley verpflichtet, die Stimmrechtsmehrheit aufzugeben und alle Theranos-Aktien zurückzugeben, die die Managerin in dem Zeitraum erhalten hat, auf den sich die Betrugsvorwürfe beziehen. Weiter bleibt Holmes, die vor der Gründung von Theranos 2003 ihr Studium in Stanford abgebrochen hatte, im Rahmen der Verständigung für zehn Jahre von jeder Führungsposition in einem börsennotierten Unternehmen ausgeschlossen. Balwani, der ehemalige President von Theranos, hat einem Vergleich nicht zugestimmt und will sich vor einem Bundesgericht in Kalifornien gegen die Vorwürfe wehren.Die Firma selbst hat sich mit der SEC ebenfalls geeinigt. Von einer gesonderten Strafe ist in der Mitteilung der Behörde keine Rede. Die Firma sei “glücklich, diese Angelegenheit zu einem Ende zu bringen”. Man freue sich darauf, jetzt die eigene Technologie weiterzuentwickeln. Theranos war mit dem Versprechen angetreten, Bluttests auf Basis deutlich kleinerer Proben erheblich günstiger und gestützt auf ihre Technologie auch präziser durchführen zu können als die bisher dominierenden Anbieter wie Quest Diagnostics und Laboratory Corp. Nachdem das “Wall Street Journal” in einer Serie von Enthüllungsberichten Zweifel an der Technologie aufgeworfen hatte, verschlechterte sich das Blutbild des Unternehmens rapide. Aufsichtsbehörden stellten später teils gesundheitsgefährdende Mängel in den Labors von Theranos fest, worauf es Holmes zeitweise untersagt war, selbst ein Labor zu betreten. Es folgten die Schließung von Standorten, die Entlassung von einem Großteil der Mitarbeiter, Klagen von Investoren sowie Untersuchungen von Staatsanwälten und Behörden, wenn auch nicht immer in dieser Reihenfolge. Investoren getäuschtTheranos habe Angaben über ihre Bluttests und ihre Kunden erfunden, stellt die SEC unter anderem fest. Für 2014 habe das Management einen Umsatz in Aussicht gestellt, der dem Tausendfachen der tatsächlichen Erlöse entsprach, und so die Investoren getäuscht. Mittlerweile konzentriert sich die Firma auf die Entwicklung eines mobilen Minilabors.