Genossenschaftliche Bankengruppe

Vial ist neuer Präsident des Nationalverbandes von Crédit Agricole

Mit Eric Vial steht erneut ein Landwirt an der Spitze des Nationalverbandes der französischen Bankengruppe.

Vial ist neuer Präsident des Nationalverbandes von Crédit Agricole

Vial ist neuer Präsident von Crédit Agricole

wü Paris
von Gesche Wüpper, Paris

Er züchtet Milchkühe - und gleichzeitig steht er jetzt auch der von der Kundenzahl her größten Bankengruppe seiner Heimat vor. Die Fédération nationale de Crédit Agricole (FNCA), der Nationalverband der 39 Regionalkassen der französischen Genossenschaftbank, hat Eric Vial gerade zu ihrem neuen Präsidenten gewählt. Der aus Savoyen stammende Landwirt dürfte wie sein Vorgänger auch den Vorsitz des Verwaltungsrates der börsennotierten Einheit Crédit Agricole SA (CASA) übernehmen. Die Entscheidung darüber wird vor Ende des Jahres erwartet. Die nächste Sitzung des Kontrollorgans ist laut „Les Echos“ für den 16. Dezember geplant.

Die FNSA ist über ihre Holding SAS Rue La Boétie mit 62,5% größter Aktionär von CASA. Sie hilft nicht nur dabei, dass sich Regionalkassen der Bank untereinander abstimmen und die Leitlinien festlegen, sondern sie vertritt auch die Interessen der Gruppe in der Öffentlichkeit. Vials Vorgänger Dominique Lefebvre hatte im September überraschend bekanntgegeben, dass er seine beiden Posten vorzeitig verlassen werde. Sein Mandat an der Spitze des Verwaltungsrates von CASA war erst im Mai für drei weitere Jahre verlängert worden. Neben Vial, der seit 2024 Vize-Präsident des FNCA war und seit 2018 der Regionalkasse von Crédit Agricole in Savoyen vorsteht, war auch Olivier Desportes, der Chef der Regionalkasse der Côte d‘Amor (Bretagne) als möglicher Nachfolger gehandelt worden.  

Landwirtschaft bleibt wichtig für Crédit Agricole

Er halte den Moment, das Ruder Ende des Jahre zu übergeben, für sinnvoll, erklärte der 64-Jährige seinen Rücktritt im September. Immerhin tritt bei CASA jetzt ein neuer Strategieplan für die nächsten drei Jahre in Kraft. Lefebvre hatte das Kontrollgremium der börsennotierten Einheit seit 2015 geleitet und zusammen mit dem früheren CASA-Chef Philippe Brassac bis zum Ende von dessen Mandat im Mai ein eingeschworenes Duo gebildet. Beiden sei es gelungen, die internen Grabenkämpfe zu beenden, die jahrelang zwischen dem Nationalverband und dem Zentralororgan getobt hätten, berichtet „Les Echos“. Lefebvre und Brassac hatten auch dafür gesorgt, dass die komplexen Strukturen der Bankengruppe vereinfacht wurden.

Wie sein Nachfolger ist auch Lefebvre Landwirt. Immerhin spielt Landwirtschaft noch immer eine wichtige Rolle bei Crédit Agricole. Die Gruppe kommt in ihrem Heimatmarkt Frankreich nach eigenen Angaben auf einen Marktanteil von 80% in der Branche. Während der Betrieb Lefebvres in der Nähe von Chartres Getreide anbaut, züchtet Vial zusammen mit seinen beiden Söhnen Milchkühe in dem südwestlich von Chambéry gelegenen Attignat-Oncin.

Genossenschaftlich engagiert

Der neue Präsident der Bankengruppe, der ein Fachdiplom für Landwirtschaft und Betriebswirtschaft erworben hat, hat sich von Anfang seiner Karriere an auch genossssenschaftlich engagiert, nicht nur bei Crédit Agricole. So hat er einst die Coopérative des éleveurs de Savoie gegründet, eine der wichtigsten Landwirtschaftsgenossenschaften der Region. Er war früher auch in der Finanzwirtschafts- und der Territorialkommission der Landwirtschaftskammer. Dem Vorstand des FNCA gehört er seit 2022 an. Er sitzt auch im Verwaltungsrat von Crédit Agricole Indosuez Wealth Management und ist Präsident von CFM Indosuez Wealth Management in Monaco.

Ein Kollektiv, das Minderheitsaktionäre der 13 Regionalkasssen der Bank vertrete, die an der Börse notiert sind, gehe jetzt verstärkt auf die Barrikaden, berichtet „Les Echos“. Die Investoren forderten bereits seit Jahren vergeblich den Rückkauf ihrer genossenschaftlichen Anlagezertifikate. Vials Vorgänger Lefebvre sei gegen den Rückkauf gewesen. Wie der neue Präsident des Nationalverbandes von Crédit Agricole darüber denkt, ist unklar.