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Vince Cable 75

hip - Die britischen Wähler haben Vince Cable das schönste Geburtstagsgeschenk gemacht. Wenn David Camerons ehemaliger Wirtschaftsminister heute seinen 75. feiert, dürfte ihn das gute Abschneiden seiner Liberaldemokraten bei den Kommunalwahlen in...

Vince Cable 75

hip – Die britischen Wähler haben Vince Cable das schönste Geburtstagsgeschenk gemacht. Wenn David Camerons ehemaliger Wirtschaftsminister heute seinen 75. feiert, dürfte ihn das gute Abschneiden seiner Liberaldemokraten bei den Kommunalwahlen in der vergangenen Woche darin bestärken, auf dem richtigen Weg zu sein. Im vergangenen Jahr hatten die “LibDems” den ehemaligen Chefökonomen des Ölkonzerns Shell auf ihrem Parteitag im noblen Seebad Bournemouth zum Parteivorsitzenden gewählt. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Damals hatte Cable zwar betont, die Partei dürfe nicht zur Ein-Punkt-Bewegung werden, die sich ausschließlich dem Kampf gegen den Austritt aus der EU widme. Gleichwohl ließ er es sich nicht nehmen, selbst die Kommunalwahlen, bei denen es eher darum geht, wie oft die Mülltonnen geleert werden, zu einer “wichtigen Gelegenheit” zu erklären, bei der die Bürger ihre Stimme gegen den Brexit erheben könnten. Die Partei war der einzige echte Sieger dieser Wahlen. Sie verbesserte sich um 75 auf 536 Mandate. Alles in allem standen mehr als 4 000 zur Wahl.Cable ist der älteste Führer einer politischen Partei in Großbritannien seit Winston Churchill, der den Vorsitz bei den Tories erst mit 81 niederlegte. Die Partei habe einen hohen Preis für die Beteiligung an der Macht in den Jahren 2010 bis 2015 bezahlt, gibt er zu. Sie habe aber “viel Gutes getan und viel Schlechtes verhindert”, behauptet der Cambridge-Absolvent. Durch den Wahlsieg der Konservativen 2015 verlor er nicht nur sein Amt, sondern auch sein Unterhausmandat. Bei der Wahl im vergangenen Jahr eroberte er es zurück. Seine Vorgehensweise bei der Privatisierung der Royal Mail im Oktober 2013, in deren Verlauf sich der Staat von 60 % seiner Beteiligung trennte, brachte ihm harsche Kritik ein. Dem Rechnungshof NAO zufolge kostete sie die Steuerzahler an einem einzigen Tag 750 Mill. Pfund. Einzelne Parlamentarier sprachen gar von 1 Mrd. Pfund. Broker wie Panmure Gordon und Canaccord Genuity hatten auf die Unterbewertung des 1635 unter König Charles I. gegründeten Postdienstes hingewiesen. Unter den 16 Investoren, denen bevorzugt Aktien zugeteilt wurden, weil sie als langfristig orientiert galten, befanden sich bekannte Namen wie Dan Loeb und George Soros sowie politisch bestens vernetzte Hedgefonds wie Lansdowne Partners.Man kann Cable allerdings nicht vorwerfen, alles zu tun, was die Wirtschaft von ihm verlangt. So sprach er sich nicht nur gegen überhöhte Bankerboni aus, sondern auch gegen die Übernahme der Bezahlfernsehgruppe Sky durch Rupert Murdochs 21st Century Fox.