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Wallenberg holt Ekholm als neuen Chef für Ericsson

Von Heidi Rohde, Frankfurt Börsen-Zeitung, 27.10.2016 Der krisengeschüttelte schwedische Telekomausrüster Ericsson hat eine längere Hängepartie bei der Suche nach einem Nachfolger für den im Juli gefeuerten Konzernchef Hans Vestberg abgewendet....

Wallenberg holt Ekholm als neuen Chef für Ericsson

Von Heidi Rohde, FrankfurtDer krisengeschüttelte schwedische Telekomausrüster Ericsson hat eine längere Hängepartie bei der Suche nach einem Nachfolger für den im Juli gefeuerten Konzernchef Hans Vestberg abgewendet. Börje Ekholm wird auf Betreiben des Großaktionärs Investor AB Anfang kommenden Jahres den Posten des CEO übernehmen und Interimschef Jan Frykhammar ablösen. Dessen künftige Rolle im Konzern blieb unterdessen offen. Frykhammar war ein enger Weggefährte Vestbergs und unter dessen Führung CFO. Aufsichtsratschef Leif Johansson betonte, Ekholm habe zu niemandem in Konkurrenz gestanden, sondern sei als Einziger im Gremium genannt worden. Offenbar ging es darum, einen langwierigen Auswahlprozess zu vermeiden und möglichst schnell einen neuen Unternehmenslenker zu präsentieren.Die Anleger nahmen die Nachricht anfangs mit Erleichterung auf und stuften die Ericsson-Aktie in Stockholm 3,2 % höher. Später geriet das Papier jedoch unter Druck und verlor im Verlauf bis zu 1,3 %. Strategie verteidigtEkholm genießt das Vertrauen der Industriellenfamilie Wallenberg, deren Anlagegesellschaft Investor AB er mehr als ein Jahrzehnt führte. Ebenso lange sitzt der 53-Jährige im Board von Ericsson. Seinen aktuellen Posten als CEO der Investor-Tochter Patricia Industries gibt er für den Wechsel an die Spitze des Telekomausrüsters auf. In einer ersten Stellungnahme verteidigte der Manager die bisherige Unternehmensführung, die er als Board-Mitglied mitgetragen hatte. Ericsson habe “in einem schwierigen Marktumfeld überlebt”. Das sei mehr, als man von manchem Wettbewerber sagen könne, von denen manch einer pleiteging (Nortel Networks) oder übernommen wurde (Alcatel-Lucent).Ekholm, der als Ingenieur auch über einen Abschluss an der bekannten französischen Business School Insead verfügt, ließ durchblicken, dass er kurzfristig keine drastischen strategischen Schwenks für Ericsson plant. Ebenso wie Frykhammar betonte er die Notwendigkeit, die Kostenstruktur des Konzerns an die aktuell schwache Nachfrage anzupassen. Es gehe darum, das Geschäft profitabel zu machen und dann zunächst zu stabilisieren. Erst danach könne man sich wieder um Wachstum kümmern, indem man einige Geschäftsfelder stärker vorantreibe und andere zurückfahre. InsiderwissenDem schwedischen Manager wird zugutegehalten, dass er die Probleme und Herausforderungen des Unternehmens aus interner Sicht kennt sowie darüber hinaus die Trends am Markt, insbesondere die wachsende Konvergenz von Telekommunikation, IT und Medien, auf die der Konzern reagieren muss. Ekholm sitzt gegenwärtig auch im Board von Alibaba sowie der Nasdaq OMX und beim renommierten KTH Royal Institute of Technology.Ericsson leidet global unter einer teils konjunkturellen Nachfrageschwäche in einigen Ländern und Regionen, teils aber auch unter einer strukturellen Delle, die durch den verzögerten Übergang von Mobilfunktechnik der 4. Generation (LTE) zur 5. Generation (5 G) ausgelöst wird. Beobachter glauben, dass es noch mindestens zwei Jahre dauert, bis 5 G-Netze substanziell ausgerollt werden. Eklhom bekannte, Ericsson sei “eindeutig angeschlagen”. Neben der vielfach fehlenden Investitionsbereitschaft der Kunden kommt hinzu, dass der Konzern auch an der Preisfront immer mehr zu kämpfen hat, weil die chinesischen Wettbewerber Huawei und ZTE bewährte Netztechnik zu deutlich günstigeren Preisen anbieten. Die Telekomnetzbetreiber, deren Cash-flows besonders in Europa unter Druck stehen, wenden sich gerne den Chinesen zu.