Auftritt mit Symbolcharakter

Welche Fragen Crédit-Agricole-Chef Gavalda beantworten muss

Olivier Gavalda wird am Donnerstag erstmals die Zahlen von Crédit Agricole präsentieren. Dabei wird aber vor allem im Mittelpunkt stehen, welche Strategie der Manager künftig verfolgt.

Welche Fragen Crédit-Agricole-Chef Gavalda beantworten muss

Welche Fragen der neue Chef von Crédit Agricole beantworten muss

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Von Gesche Wüpper, Paris

Der Auftritt hatte Symbolcharakter. Beim Neujahrsempfang heizte Olivier Gavalda den Mitarbeitern von Crédit Agricole am Schlagzeug ein, begleitet von Philippe Brassac an der E-Gitarre. Inzwischen gibt Gavalda bei Frankreichs zweitgrößter börsennotierter Bank auch offiziell den Takt als Generaldirektor vor. Der 61-Jährige, der diesen Donnerstag erstmals die Ergebnisse in seiner neuen Funktion präsentiert, hat Mitte Mai die Nachfolge Brassacs angetreten. Seitdem hat Gavalda, der nicht umsonst als Macher gilt, bereits einige Entscheidungen auf den Weg gebracht.

So will sich Crédit Agricole mit der Übernahme der Milleis Group weiter in der Vermögensverwaltung verstärken und die Beteiligung an Banco BPM aus Italien von 19,8% auf mehr als 20% erhöhen. Die börsennotierte Einheit der gleichnamigen Bankengruppe hat bei der Europäischen Zentralbank (EZB) einen entsprechenden Antrag gestellt. Zwar hat Unicredit inzwischen das Angebot für BPM zurückgezogen, doch Crédit Agricole könnte die Beteiligung durch die Erhöhung als Anteil mit erheblichem Einfluss qualifizieren, was buchhalterisch günstiger ist.

Pläne für Italien

Denn dann kann die Beteiligung zum Akquisitionswert und nicht wie bisher zum volatilen Marktwert verbucht werden. Vor allem aber könnte Crédit Agricole die Ergebnisse von BPM dann anteilig in der Bilanz verrechnen und nicht nur die Dividenden. Details zu BPM und den Plänen der Bank für Italien könnte der aus dem südfranzösischen Béziers stammende Gavalda bei Vorlage der Halbjahresbilanz nennen. Ein weiteres Thema könnte neben der Beteiligung am Bezahldienstleister Worldcom, bei dem er vom Frühjahr 2024 bis Mai 2025 im Verwaltungsrat saß, die Geldstrafe sein, die Crédit Agricole laut Bloomberg wegen Nicht-Erfüllung der Erwartungen der EZB zum Klimarisikomanagement droht. Bisher hat sich die Bank nicht dazu geäußert.

Neuer Strategieplan

In den kommenden Monaten dürfte es Gavalda nicht langweilig werden. Als Generaldirektor muss er nun einen Strategieplan für das Institut erarbeiten, bei dem er seine gesamte berufliche Karriere gemacht hat, nachdem er einen Magister in Ökonometrie und ein Diplom für IT-Organisation an der Universität von Montpellier erworben hat. Der neue Strategieplan soll im zweiten Halbjahr vorgestellt werden. Eine wichtige Frage dabei ist, wie Crédit Agricole im Online-Geschäft gegenüber den mächtigen Konkurrenten Bourso Bank und Revolut wettbewerbsfähiger werden soll. Denn die 2009 lancierte Bfor Bank mit zuletzt 325.000 Kunden schreibt noch immer rote Zahlen und benötigt laut „Les Echos“ eine neue Kapitalspritze von 490 Mill. Euro.

Gavalda, der einst als Filialleiter bei Crédit Agricole du Midi in Südfrankreich begonnen hat, einer der 39 Regionalkassen der halbgenossenschaftlichen Gruppe, hat dem Finanzinstitut bereits seinen Stempel aufgedrückt. So hat er noch vor seinem offiziellen Amtsantritt dem Verwaltungsrat Pläne vorgelegt, um den Vorstand umzubauen. Die Führungsmannschaft ist inzwischen gestrafft und verjüngt. Denn ihm steht mit dem langjährigen Finanzchef Jérôme Grivet nur noch ein stellvertretender delegierter Generaldirektor zur Seite und nicht drei wie zuvor seinem Vorgänger Brassac.

Gavalda überwacht mehrere Sparten

Der hatte Gavalda und Grivet 2022 zusätzlich zu Xavier Musca zu seinen Stellvertretern gemacht. Neben Grivet gehören dem Vorstand Stéphane Primani, Gérald Grégoire, Grégorz Erphelin und Clotilde L'Angevin an. Als Directeurs Généraux Adjoints sind sie für die wichtigsten Sparten der Bank verantwortlich. Gavalda, dessen Mandat wegen der internen Altersgrenze nur vier Jahre währt, überwacht selbst mehrere Sparten, darunter das Privatkundengeschäft in Frankreich und Italien, Bfor Bank und die Großkunden, sein Stellvertreter Grivet die Finanzen und die Vermögensverwaltung.