ZF tauscht Vorstandschef aus – Holger Klein geht
ZF-Vorstandschef Klein muss
Posten für Miedreich räumen
Von Stefan Kroneck, München
Paukenschlag beim zweitgrößten deutschen Autozulieferer ZF mitten zur IAA Mobility und in den Verhandlungen zum geplanten umfangreichen Stellenabbau. Nach einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats teilte das hochverschuldete Unternehmen überraschend mit, dass Vorstandschef Holger Klein (55) vorzeitig zum 30. September dieses Jahres seinen Posten räumt. Das geschehe „im gegenseitigen freundschaftlichen Einvernehmen“. Klein stand nur zwei Jahre und neun Monate an der Spitze von ZF. Auch Nutzfahrzeugchef Peter Laier (57) muss gehen. Darüber hätten sich beide Seiten „einvernehmlich“ geeinigt, berichtete ZF.
Als Kleins Nachfolger ernannte das Kontrollgremium Mathias Miedreich. Der 50-Jährige gehört dem Vorstand erst seit Anfang dieses Jahres an. Dort verantwortet er das krisengeschüttelte Antriebsgeschäft. Die sogenannte Division E ist nicht mehr wettbewerbsfähig.
Durchsetzungsstärke bescheinigt
Der Aufsichtsrat installiert nun jenen Manager an die Konzernspitze, der die Sparte noch in diesem Jahr sanieren und einen passenden Partner finden soll. Offensichtlich trauen die ZF-Eigentümerin, die Zeppelin-Stiftung mit Simon Blümcke an dessen Spitze, und Chefaufseher Rolf Breidenbach dem designierten CEO Miedreich mehr zu, den Umbau zu meistern als Klein. In einer Pressemitteilung bescheinigte Breidenbach dem neuen Vorstandsvorsitzenden, entscheidungsstark und kommunikationsfähig zu sein. Mit diesen Eigenschaften habe er die Restrukturierung der Division E bereits „bedeutend vorangetrieben“. Auf Nachfrage der Börsen-Zeitung wollte ein Unternehmenssprecher den Wechsel an der Konzernspitze nicht kommentieren.
Der parteilose Kommunalpolitiker Blümcke ist seit 2024 Oberbürgermeister von Friedrichshafen am Bodensee, wo ZF ihren Hauptsitz hat. Breidenbach führt den Aufsichtsrat erst seit März dieses Jahres. Er folgte seinerzeit auf den umstrittenen Heinrich Hiesinger.
Erfahrener Manager
Miedreich ist ein erfahrener Manager. Vor seinem Wechsel zu ZF war er von Oktober 2021 bis Mai 2024 CEO von Umicore. Der Konzern mit Sitz in Brüssel ist ein Spezialist für Materialtechnologie und Kreislaufwirtschaft. Zuvor war er in Führungspositionen unter anderem für Siemens und Continental tätig gewesen.
Klein hatte in seiner Amtszeit als CEO keine glückliche Hand. Im Herbst 2024 scheiterte der geplante Bau einer Chipfabrik mit dem US-Halbleiterkonzern Wolfspeed am ZF-Konzernstandort Ensdorf im Saarland. Wolfspeed ging pleite. Dadurch scheiterte auch der Sanierungsplan von ZF für den Bereich. Die bisherigen und weiteren Stellenstreichungen bei ZF sorgten für negative Schlagzeilen. Das Verhältnis zwischen Klein und den Arbeitnehmervertretern gilt seitdem als angespannt.
Kärrnerarbeit steht an
Für Miedreich steht eine Kärrnerarbeit an. Er muss die Sanierung der Antriebssparte erfolgreich durchführen und zugleich ZF operativ ins Lot bringen. ZF kämpft mit zu geringen Auslastungen in Werken, unter anderem wegen der schwachen Nachfrage nach Elektroautos, unprofitablen Sparten und einer Nettoverschuldung von über 10 Mrd. Euro.
Seit Ende 2023 hat der Konzern 11.200 Vollzeitstellen gestrichen, davon 5.700 in Deutschland. Zusätzlich gehen im Heimatmarkt 4.700 Beschäftigte bis 2028 in Altersteilzeit. Einen weiteren Personalabbau schloss Klein zuletzt nicht aus. Management und Betriebsrat einigten sich zuvor darauf, bis Ende September eine Lösung für die Division E zu finden. Sie hat 28.000 Beschäftigte und erzielt einen Jahresumsatz von 10 Mrd. Euro.